Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

724 Instralien und Südsee. (Juni 12.—Oktober 28.) 
12. Juni. (Samoa.) Die Beseitigung der Stellung eines 
Oberhäuptlings (Alii# Sili). 
Der Kaiserliche Gouverneur von Samoa, Dr. Schultz, rief die samoa- 
nischen Volksvertreter zusammen, um ihnen den Willen der Regierung in 
der Alii Sili-Angelegenheit zu verkünden. Mehr als hundert Häuptlinge 
hatten sich im alten samoanischen Versammlungshause in Mulinun zu- 
sammengefunden. Der Gouverneur brachte die Botschaft des Kaisers an 
das samoanische Volk zur Vorlesung: „Mataafa ist der letzte Alii# Sili ge- 
wesen. Der Titel wird nicht wieder verliehen werden. An diese Stelle sollen 
zwei Vertreter der höchsten samoanischen Familien berufen werden, um der 
Regierung Ratgeber und Helfer zu sein. Sie sollen den Namen „Fautua" 
erhalten. Aus der Tupuafamilie ist der Häuptling Tamasese erwählt worden 
und aus der Malietoafamilie der Häuptling Tanu.“ Tamasese und Tann 
ahoben sich und schwuren auf die entrollte deutsche Fahne den Eid der 
reue. 
20. Juni. Premierminister Fisher ist zurückgetreten, da die 
Bundesregierung, die aus Mitgliedern der Arbeiterpartei besteht, 
bei den letzten Wahlen eine Niederlage erlitten hat und im neuen 
Hause um eine Stimme in der Minorität ist. Der Führer der 
Liberalen, Cook, wird ein neues Ministerium bilden. 
4. Oktober. (Sydney.) Die Bundesflotte, die aus dem neuen 
Schlachtschiff „Australia“, das eine Wasserverdrängung von 18800 
Tonnen hat und acht 12-Zoll-Geschütze führt, dem neuen Kreuzer 
„Sydney“ und den Kreuzern „Melbourne“ und „Encounter“, sowie 
drei Torpedobootzerstörern besteht, ist unter Führung des Admirals 
Sir George Patey im Hafen eingetroffen. 
28. Oktober. (Neuseeland.) Premierminister Massey gab die 
Entschlüsse der Regierung über die künftige Marinepolitik Neusee- 
lands bekannt. 
Die Regierung habe gehofft, daß die britische Admiralität imstande 
sein würde, das Abkommen vom Jahre 1909 auszuführen und in den Ge- 
wässern Neuseelands zwei Kreuzer der Bristolklasse zu stationieren, für die 
Neuseeland die Unterhaltungskosten tragen sollte. Die Admiralität habe in- 
dessen erklärt, daß es ihr nicht möglich sei, das Abkommen auszuführen, 
und habe die beiden Kreuzer der Bristolklasse durch die leichten Kreuzer 
„Psyche“ und „Pyramus“ ersetzt. Damit sei Neuseeland nicht zufrieden. 
Der Kreuzer „Philomele“ werde als Schulschiff übernommen werden, und 
mit der Ausbildung junger Leute werde sofort begonnen werden. Es sei 
beabsichtigt, alle Kriegsschiffe, die das Dominion erwerben sollte, in 
Friedenszeiten seiner Verwaltung zu unterstellen, während sie bei einem 
Kriege unter die direkte Verfügung der Admiralität übergehen würden. 
Sie sollten der Admiralität auch zu anderen Zeiten zur Verfügung stehen, 
wenn immer sie dringend benötigt würden. Der Premierminister erklärte 
zum Schluß, die britischen Dominions im Stillen Ozean hätten sich kein 
geringeres Ziel gesetzt, als in ihren Gewässern dieselbe Oberherrschaft zu 
erlangen, die ihre Stammesverwandten auf der anderen Seite der Welt 
besäßen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.