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12. Juni. (Samoa.) Die Beseitigung der Stellung eines
Oberhäuptlings (Alii# Sili).
Der Kaiserliche Gouverneur von Samoa, Dr. Schultz, rief die samoa-
nischen Volksvertreter zusammen, um ihnen den Willen der Regierung in
der Alii Sili-Angelegenheit zu verkünden. Mehr als hundert Häuptlinge
hatten sich im alten samoanischen Versammlungshause in Mulinun zu-
sammengefunden. Der Gouverneur brachte die Botschaft des Kaisers an
das samoanische Volk zur Vorlesung: „Mataafa ist der letzte Alii# Sili ge-
wesen. Der Titel wird nicht wieder verliehen werden. An diese Stelle sollen
zwei Vertreter der höchsten samoanischen Familien berufen werden, um der
Regierung Ratgeber und Helfer zu sein. Sie sollen den Namen „Fautua"
erhalten. Aus der Tupuafamilie ist der Häuptling Tamasese erwählt worden
und aus der Malietoafamilie der Häuptling Tanu.“ Tamasese und Tann
ahoben sich und schwuren auf die entrollte deutsche Fahne den Eid der
reue.
20. Juni. Premierminister Fisher ist zurückgetreten, da die
Bundesregierung, die aus Mitgliedern der Arbeiterpartei besteht,
bei den letzten Wahlen eine Niederlage erlitten hat und im neuen
Hause um eine Stimme in der Minorität ist. Der Führer der
Liberalen, Cook, wird ein neues Ministerium bilden.
4. Oktober. (Sydney.) Die Bundesflotte, die aus dem neuen
Schlachtschiff „Australia“, das eine Wasserverdrängung von 18800
Tonnen hat und acht 12-Zoll-Geschütze führt, dem neuen Kreuzer
„Sydney“ und den Kreuzern „Melbourne“ und „Encounter“, sowie
drei Torpedobootzerstörern besteht, ist unter Führung des Admirals
Sir George Patey im Hafen eingetroffen.
28. Oktober. (Neuseeland.) Premierminister Massey gab die
Entschlüsse der Regierung über die künftige Marinepolitik Neusee-
lands bekannt.
Die Regierung habe gehofft, daß die britische Admiralität imstande
sein würde, das Abkommen vom Jahre 1909 auszuführen und in den Ge-
wässern Neuseelands zwei Kreuzer der Bristolklasse zu stationieren, für die
Neuseeland die Unterhaltungskosten tragen sollte. Die Admiralität habe in-
dessen erklärt, daß es ihr nicht möglich sei, das Abkommen auszuführen,
und habe die beiden Kreuzer der Bristolklasse durch die leichten Kreuzer
„Psyche“ und „Pyramus“ ersetzt. Damit sei Neuseeland nicht zufrieden.
Der Kreuzer „Philomele“ werde als Schulschiff übernommen werden, und
mit der Ausbildung junger Leute werde sofort begonnen werden. Es sei
beabsichtigt, alle Kriegsschiffe, die das Dominion erwerben sollte, in
Friedenszeiten seiner Verwaltung zu unterstellen, während sie bei einem
Kriege unter die direkte Verfügung der Admiralität übergehen würden.
Sie sollten der Admiralität auch zu anderen Zeiten zur Verfügung stehen,
wenn immer sie dringend benötigt würden. Der Premierminister erklärte
zum Schluß, die britischen Dominions im Stillen Ozean hätten sich kein
geringeres Ziel gesetzt, als in ihren Gewässern dieselbe Oberherrschaft zu
erlangen, die ihre Stammesverwandten auf der anderen Seite der Welt
besäßen.