Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Afrika. (Januar 27. — April 17.) 725 
XXVII. 
Afrika. 
27. Januar. (Republik Liberia.) Besuch des deutschen Kanonen- 
bootes „Panther“ in Monrovia. 
Der Präsident und die Minister nahmen am Festessen beim deutschen 
Konsul teil. Damit sind die guten Beziehungen der Republik mit Deutsch- 
land wiederhergestellt. 
8. Februar. (Marokko.) Internationale Verwaltung von 
Tanger. 
Das Abkommen zwischen Frankreich, Spanien und England sieht 
folgende Einrichtungen vor: Sämtliche Angelegenheiten ruhen in den Händen 
von zwei Versammlungen, deren eine Ueberwachungsausschuß genannt wird 
und * zusammensetzt aus den Konfuln der Algeciras-Vertragsmächte und 
einem Vertreter oder Kalifa des Sultans von Marokko. Den Vorsitz führt 
der jeweilige Senior des Konsularkorps. Die andere Behörde ist die Stadt- 
verordnetenversammlung, Munizipalrat genannt, die von den Einwohnern 
in drei Wahlkörpern zu wählen ist, nämlich einem mohammedanischen, 
einem jüdischen und einem dritten, der aus den ausländischen Stadtbewohnern 
gebildet wird. Die ausführende Gewalt wird von einem Administrator 
ausgeübt, den der Ueberwachungsausschuß wählt. Die Rechtspflege wird 
von einem internationalen Gerichtshof besorgt. 
11. Februar. (Abessinien.) Blutige Unruhen in Addis Abeba. 
Als auf Befehl des Thronfolgers Lidsch Jenassu die Soldaten der 
Leibwache des Menelik im kaiserlichen Ghebbi ersetzt werden sollten, brach 
plötzlich Streit aus, weil der Kommandeur der bisherigen Leibwache 
Fitaurari Gabre Marian, der den Menelik seit Beginn seiner Krankheit 
bewachte, sich weigerte, seinen Platz als Kommandeur der Palastwache zu 
verlassen. Der Streit artete in einen richtigen Kampf aus, der von sechs 
bis acht Uhr abends dauerte. Den Angreifern gelang es trotz wiederholter, 
heftiger Attacken nicht, in den kaiserlichen Ghebbi einzudringen. Die Ver- 
teidiger kämpften in erbittertster Weise, obwohl sie bei weitem in der Minder- 
zahl waren. Sie setzten sogar Kanonen und Maschinengewehre in Tätigkeit. 
19. Februar. (Marokko.) Der spanische Generalresident Alfan 
läßt in Tetuan die spanische Flagge hissen. 
1. April. (Kamerun.) Die Station Carnot am oberen Ssanga 
und mit ihr das Land zwischen diesem Flusse und dem oberen Uham 
wird von den französischen Behörden an die deutsche Verwaltung 
übergeben. 
17. April. (Marokko.) Zum Kalifa (Vertreter des Sultans 
in Spanisch-Marokko) wurde Muhadem Mixiv, Mitglied der kaiser- 
lichen Familie, ernannt. 
 
	        
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