Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

740 Asien. (Ottober 10.—23.) 
Unter den von dem Präsidenten Empfangenen befand sich auch der 
Gouverneur von Tsingtau. 
10. Oktober. (China.) Fortdauer der Verschwörungen. 
Der Chef der berittenen Polizei Chen ist verhaftet worden. Bei 
Durchsuchung seiner Wohnung wurde eine große Anzahl Wertpapiere ge- 
funden. Chen gestand ein, daß die Rebellen des Südens ihn bestochen 
hätten, heute einen Mordversuch auf Juanschikai zu unternehmen. Er war 
dadurch in Verdacht geraten, daß er versuchte, sich für die Feierlichkeiten 
einen Platz in der Nähe Juanschikais zu sichern. 
11. Oktober. (Japan.) Der Staatsmann Fürst Katsura ##t 
in Tokio im 67. Lebensjahr. 
13. Oktober. (China.) Der Chef der berittenen Polizei Chen, 
der das Komplott gegen den Präsidenten der chinesischen Republik 
angezettelt hat, ist in Peking enthauptet worden. (Siehe 10. Oktober.) 
18. Oktober. (Mongolei.) Rußlands Vorgehen in der äußeren 
Mongolei. 
Ende 1912 schloß Rußland mit dem Hutuchtu von Urga einen 
Vertrag, der — wenigstens auf dem Papier — die äußere Mongolei 
ganz in die Hände des Zarenreiches spielt. Dieses oerlangte alsbald die 
Anerkennung des Vertrages durch China. Als zwar das Unterhaus der 
Republik die Vorlage genehmigte, der Senat ihr aber seine Zustimmung 
verweigerte, ging Rußland noch weiter und stellte neue Forderungen auf. 
Nach diesen soll China bei Verhandlungen mit Urga an die russische Ver- 
mittlung gebunden sein, also direkt mit dem bisherigen Vasallenstaat gar 
nicht verhandeln dürfen. Dazu ist in Peking eine endgültige Stellungnahme 
noch nicht erfolgt. (Siehe 5. November.) 
22. Oktober. (Britisch-Ostindien.) Der König hat die 
Ernennung des Generals Sir Beauchamp Duff zum künftigen Oberst- 
kommandierenden der indischen Armee bestätigt. 
4 22. Oktober. (China.) Im Schoße des Kabinetts und in 
Ubereinstimmung mit dem Präsidenten Juanschikai sind gewisse 
Richtlinien für die innere Politik der Regierung festgelegt worden. 
Die Armee soll auf zwanzig Divisionen herabgesetzt werden. Der 
Rest der Truppen ist zur Errichtung einer Gendarmerie bestimmt. Auch 
soll eine Flotte geschaffen werden. Auf dem Gebiet des Unterrichts ist die 
Einführung des Schulzwanges geplant und die allgemeine Gründung von 
Elementarschulen. Die Konsolidierung des Finanzwesens ist naturgemäß die 
größte Sorge der chinesischen Regierung. Man denkt vor allem an die 
Regelung des Papiergeldumlaufs und an die Gründung von Banken. Die 
Mittel zu diesen Reformen sollen durch eine äußere Anleihe aufgebracht 
werden. Zur Förderung des Gewerbes ist in erster Linie die Heranziehung 
fremden Kapitals ins Auge gefaßt worden, dabei soll aber selbstverständlich 
auch auf die Beteiligung chinesischen Kapitals hingearbeitet werden. 
23. Oktober. (China.) Flottengründung mit Hilfe englischer 
Instrukteure. 
Die Regierung hat angesichts ihrer auf Ausdehnung ihrer Seemacht 
gerichteten Politik die Errichtung einer Marineakademie und eines Marine-
	        
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