62 Bs Netsche Reic ud seine einzelnen Glieder. (Februar 10. 11.)
Er erwartet von der Reichstagsfraktion, daß sie jedem Versuche, von dieser
Richtung abzuweichen, mit rückhaltloser Entschiedenheit entgegentreten wird.“
10. Februar. (Bayern.) Zu der Stellungnahme der Parteien
zu der Heeresvorlage bemerkt die „Bayerische Staatszeitung“:
„Unter Verhältnissen, wie den gegenwärtigen, und gegenüber Fragen,
wie den bevorstehenden, gibt es nur eine unseres nationalen Ansehens würdige
Lösung, die des vertrauensvollen Zusammenwirkens der bürgerlichen Parteien.
Jede hat ihre Opfer zu bringen. Jede weiß aber auch, daß die übrigen
Parteien zu ähnlicher Entsagung genötigt sind. Sich gegenseitig das Mehr
oder Minder des zu Opfernden vorrechnen zu wollen, hieße die Bedeutung
der Situation verkennen. Auch was da und dort an Groll leben mag,
muß zurücktreten. Es werden wieder andere Zeiten kommen, in denen jede
Partei ihren Packen Mißvergnügen auf dem Tische des Hauses gemächlich
ausbreiten kann. Gegenwärtig aber ist für derartige Dinge kein Raum.
Pflicht der bürgerlichen Parteien ist es, an die bevorstehenden nationalen
Aufgaben mit dem entschiedenen Willen heranzutreten, sie ihrer Lösung
zuzuführen. Unter dem Zeichen dieses einmütigen Entschlusses wird sich
die Frage des „Wie“ in besonnener Aussprache erledigen lassen.“
10. Februar. (Karlsruhe.) Bei der Defiliercour im groß-
herzoglichen Schlosse wird durch den Kaiser die Verlobung der
Prinzessin Viktoria Luise mit dem Prinzen Ernst August von Cumber-
land bekanntgegeben.
Ernst August, der jüngste Sohn des Herzogs von Cumberland,
ist am 17. November 1887 geboren, steht also im 26. Lebensjahre. Er ist
Oberleutnant im ersten Schweren Reiterregiment Prinz Karl von Bayern
in München. — Prinzessin Viktoria Luise, das jüngste der sieben Kinder
des Kaiserpaares und die einzige Tochter, wurde am 13. September 1892
im Marmorpalais geboren, ist also jetzt 20 Jahre alt.
11. Februar. Verlobungsanzeige.
Der „Reichsanzeiger“" veröffentlicht in einer Extraausgabe folgende
Bekanntmachung: Am großherzoglich badischen Hofe in Karlsruhe hat am
heutigen Tage die Verlobung der einzigen Tochter Ihrer kaiserlichen und
königlichen Majestäten, der Prinzessin Viktoria Luise Adelheid Mathilde
Charlotte von Preußen, königlichen Hoheit, mit Seiner königlichen Hoheit
dem Prinzen Ernst Angust, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg mit
Genehmigung Seiner königlichen Hoheit des Herzogs von Cumberland statt-
gefunden. Auf Allerhöchsten Befehl wird dieses frohe Ereignis hiermit zur
öffentlichen Kenntnis gebracht. Karlsruhe, 10. Februar 1913. Der Minister
des königlichen Hauses. Im Allerhöchsten Auftrage: Graf zu Eulenburg.
11. Februar. Begründung einer orientalischen Kommission an
der Berliner Akademie der Wissenschaften.
Ihr gehören an: Delitzsch, Erman, Lüders, Eduard Meyer, F. W.
K. Müller, Sachau, Wilhelm Schulze.
11. Februar. (Hannover.) Haltung der Welfischen Partei.
Die „Deutsche Volkszeitung“, das Hauptorgan der deutschen hannover-
schen Partei, bemerkt zu der Verlobung des Prinzen Ernst August mit
der Prinzessin Viktoria Luise: „Wir begrüßen auch unsererseits dieie Nach-
richt mit lebhafter Freude, möchten uns jedoch jeder weiteren Bemerkung