750 Anhang: Algeneines. (August bis November.)
noch nicht erwäh= aber Lord Lansdowne machte bereits mündlich darauf
aufmerksam, daß in der Beratung des Kabinetts wegen des intensiveren
Interesses Japans in Korea die Mitwirkung zur Aufrechterhaltung der
britischen Stellung im Jangtsegebiet als kein genügendes Aequivalent er-
schienen sei und daß man daher Japan auch zum Schugze der indischen
Grenze heranziehen möchte. Nach Hayashis Meinung hatte dieses Bündnis
noch einen sehr gefährlichen Gegner in der Person des Marquis Jto, der
noch immer eine direkte Verständigung mit Rußland vorgezogen hätte,
obwohl er selbst früher auf die Anbahnung eines Bündnisses mit England
hingewiesen und dem Kaiser bereits einen Vortrag darüber nebst einem
Entwurf dazu unterbreitet hatte. Ito reiste selbst nach Europa, um die
Durchführbarkeit seines Gedankens zu prüfen. Von Amerika kommend,
eilte er, ohne London zu berühren, nach Paris und unter Vermeidung von
Berlin nach Petersburg. Da er dort kein Entgegenkommen fand, reiste er
nach London, wo am 30. Januar 1902 das Bündnis zwischen England
und Japan abgeschlossen wurde.
Die Behandlung, die Deutschland dabei erfuhr, wird folgendermaßen
erörtert: „Was Deutschland betrifft, so war es die Absicht des Lord Lans-
downe gewesen, es einzuladen, dem Vertrage beizutreten, aber hinterher
drückte er die Ansicht aus, daß Deutschlands Interessen im fernen Osten
nicht groß genug wären, um es wahrscheinlich zu machen, daß es sich be-
teiligen würde. Schließlich, einen oder zwei Tage vor der Unterzeichnung
des Vertrages, sagte er zu Hayashi, daß er Komura telegraphieren könnte.
den Vertrag dem deutschen Gesandten in Tokio zu zeigen und daß er ihn
dem deutschen Botschafter in London zeigen würde. Noch in derselben
Nacht, zu später Stunde, änderte Lord Lansdowne seinen Sinn und sandte
einen Boten zur japanischen Gesandtschaft, um Hayashi zu bitten, einen
Gegenbefehl zu telegraphieren. Hayashi tat dies, aber die Depesche kam zu
spät in Tokio an, da Komura schon den Vertrag gezeigt hatte. Lord
Lansdowne zeigte deshalb den Vertrag auch dem deutschen Botschafter.“
Von dem Abkommen mit den Vereinigten Staaten, das 1907 durch
den damaligen Botschafter in Washington Vicomte Aoki zustande ge-
bracht, aber erst nach seiner Abberufung in Tokio gebilligt wurde. ur-
leilte Graf Hayashi nach längeren Erwägungen, daß es „so überflüssig
war wie der Schwanz an der Katze“ (in Japan haben bekanntlich die Katen
keine Schwänze). Sein Hauptgrund für dieses abfällige Urteil ist, daß „die
einzigen Hindernisse einer japanisch-amerikanischen Freundschaft“, nämlich
die Frage der Einwanderung und Wanderarbeit darin nicht gestreift werden.
Aus dem ebenfalls sehr wenig inhaltreichen Vertrage, den Japan 1907 mit
der französischen Republik abschloß, erwartet Hayashi für die Japaner außer
dem direkten Vorteile der Behandlung seiner Untertanen in Indochina nach
der Klausel der meistbegünstigten Nation auch indirekt die Erleichterung
der Heranziehung des französischen Kapitals für japanische Anleihen, da
der Argwohn der Franzosen vor feindlichen Absichten Japans in Indo-
china geschwunden ist. Bekanntlich hat die Veröffentlichung eines Planes
des ehemaligen Generalstabschefs Kodama diese Zuversicht wieder stark er-
schüttert. Von englischer Vermittelung bei Abschluß des japanisch-französischen
Abkommens kann nach Hayashis Darstellung nicht die Rede sein. Ueber
das Abkommen mit Rußland vom 30. Juli 1907 erfahren wir, daß einige
Aussätze des Publizisten Dr. Dillon, die den Beifall des damaligen Ministers
des Auswärtigen Iswolsky gesunden hatten, den Anstoß dazu gaben.
Im Rat der alten Staatsmänner traten Ito und Yamagata dafür ein,
die aus dem unfertigen Friedenswerk von Portsmouth verbliebenen Schwierig-
keiten mit Rußland beizulegen, um den Chinesen die Freundschaft Japans