814 Mebersicht über die politische Entwicklung des Jahres 1913.
laßte Verbot von Transaktionen zugunsten der Türkei an der
Pariser Börse die türkische Regierung setzen sollte. Auch in England
mußte ein großer Teil des Kaufgeldes der neuen Kriegsschiffe bar
erlegt werden. Aus nichtpolitischen Gründen lag aber kein Grund
vor, der Türkei den Kredit zu entziehen. War sie doch die einzige
unter den kriegführenden Mächten auf dem Balkan, die ohne ein
Moratorium durchgekommen war.
In Egypten hat sich während des Jahres 1918 die eng-
lische Regierung gefestigt. Die Nationalistenpartei mußte aus Geld-
mangel ihre Zentralorganisation in Kairo auflösen. Am 24. Juli
wurde deshalb eine neue Verfassung gewährt, die einer gesetzgebenden
Versammlung von 66 gewählten und 15 ernannten Mitgliedern
ein Mitberatungsrecht an der Gesetzgebung einräumt.
Für Bulgarien war 1913 ein Jahr der Enttäuschungen.
Obwohl das bulgarische Volk in dem gemeinsamen Feldzuge gegen
die Türkei mehr Opfer an Gut und Blut gebracht hatte, als seine
drei Verbündeten zusammengenommen, verlangten diese doch einen
größeren Anteil an der Beute, als der vorangegangenen Verein-
barung entsprach. Zugleich sollte Bulgarien von seinem alten Besitz
die Kompensation hergeben, die Rumänien verlangte. Durch den
Einfluß des Kammerpräsidenten Danew, der auf russische Unter-
stützung baute, versagte sich die bulgarische Regierung dem Anfinnen
einer weitgehenden Revision des Londoner Friedens. Der Minister-
präsident Geschow, der es nicht auf einen Krieg ankommen lassen
wollte, überließ dem russophilen Kammerpräsidenten die Regierung.
Aber dieser mußte sich überzeugen, daß die Serben von der ruffischen
Regierung doch noch weit mehr begünstigt wurden. Der Krieg gegen
Rumänien, Serbien, Montenegro und Griechenland, in den auch
die Türkei eingriff, brachte sehr schnell den völligen Zusammen-
bruch der eben erst so glorreich emporgestiegenen bulgarischen Macht.
Danew mußte daher nach kurzer Zeit abdanken und die Staats-
leitung einem aus den drei liberalen Parteien gebildeten Ministerium
überlassen, das sich zunächst den Frieden mit Rumänien durch Ab-
tretungen erkaufen wollte. Aber dieses machte die Beilegung der
Feindseligkeiten gegen Serbien und Griechenland zur Vorbedingung
seiner Abrüstung. So mußte Bulgarien darein willigen, die Friedens-