Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Bas Veuische Reich und seine einzelnen Glieder. (Februar 13.) 69 
Die Vertrauensmänner der deutsch-hannoverschen Partei hielten eine 
stark besuchte Versammlung ab. Es wurde eine Entschließung gefaßt, in 
der es heißt: „Gegenüber den in der Presse verbreiteten Gerüchten von 
einer Einstellung unserer politischen Tätigkeit stellen wir fest, daß ein Anlaß 
zur Einstellung unserer politischen Tätigkeit nicht vorliegt. Wir werden 
nach wie vor in niedersächsischer Zähigkeit und in stets anhaltendem Ver- 
trauen den Kampf für die unverjährbaren Rechte des Hauses Braunschweig- 
Lüneburg und des hannoverschen Volkes fortführen.“ 
13. Februar. (Berlin.) Die Prinzessin Viktoria Luise und ihr 
Bräutigam Prinz Ernst August treffen von Karlsruhe ein und begeben 
sich in festlichem Zuge mit einer Eskorte von Zietenhusaren zum Schloß. 
13. Februar. (Berlin.) Hedwig v. Bismarck, die älteste An- 
gchörige des Hauses Bismarck f, 97 Jahre alt. 
13. Februar. (Berlin.) VBereidigung des neugewählten Kölner 
Erzbischofs Dr. v. Hartmann. 
13. Februar. (Reichstag.) Meinungsverschiedenheit über 
Dienstfragen der Marine. 
In der Budgetkommission wird durch eine Mehrheit von Zentrum, 
Sozialdemokraten und Polen bei Stimmenthaltung der Volkspartei eine 
Resolution beschlossen, die für das nächste Jahr eine Vorlage auf Ein- 
führung der zweijährigen Dienstzeit der Marineinfanterie und 
Matrosenartillerie fordert. Staatssekretär v. Tirpitz äußerte seine schwersten 
Bedenken gegen die Annahme dieser Resolution, im Interesse der Marine 
und der Landesverteidigung überhaupt. Es müsse an der dreijährigen 
Dienstzeit festgehalten werden, wenn die Durchführung der Aufgaben der 
Matrosenartillerie, die mit denen der Fußartillerie nicht verglichen werden 
können, nicht in bedenklicher Weise beeinträchtigt werden sollen. 
Beim Titel Zulagen für Offiziere beantragt der Berichterstatter 
Fortfall der Zulagen für die oberen Chargen und dementsprechende Kürzung 
des Postens um 12000 Mark. Der Staatssekretär begründet die Notwendig- 
keit der Zulage mit der außerordentlich hohen Zahl der unterstellten Offi= 
ziere und Beamten und den hieraus sich ergebenden Verpflichtungen. Der 
Streichungsantrag wurde indes angenommen. Beim Kapitel „Indienst- 
haltungen“ beantragt der Berichterstatter, daß die Zulagen (Tafel= und 
Messegelder) nur bezahlt werden „für die Tage der dauernden Abwesenheit 
bei Fahrten auf hoher See“. Er bittet um Ausstellungen über die Höhe 
der danach zu streichenden Kosten. Staatssekretär v. Tirpitz gab hierzu 
folgende Erklärung ab: „Ich glaube, es ist niemand in dieser hohen Kom- 
mission, der sich nicht ganz klar darüber ist, daß ich an dem Tage, an 
dem dieser Antrag Gesetz wird, aufhören werde, Staatssekretär des Reichs- 
marineamts zu sein. Ich halte diesen Antrag für gänzlich undurchführbar. 
Freie Verpflegung für Offiziere und Mannschaften in See und im Hafen 
ist unerläßliche Vorbedingung für einen geregelten Dienstbetrieb an Bord. 
Solange die preußische und deutsche Marine besteht und in allen fremden 
Marinen ist freie Verpflegung vorhanden. Mehr habe ich in dieser An- 
gelegenheit nicht zu sagen.“ 
13. Februar. (Reichstag.) Leuchtölkommission. 
Bei der Abstimmung über den grundlegenden § 1 wurden die beiden 
ersten Absätze in der Fassung der Regierungsvorlage, der dritte Absatz in
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.