Das Denisqhe Reith und seine einzelnen Glieder. (Februar 20. 21.) 83
iedes Verwaltungszweiges bereits in Abzug gebracht. Das Steuersoll be-
trägt 99087 330 Mark, der Ueberschuß der städtischen Werke 28 883 908 Mark.
20. Februar. (Reichstag.) Fortsetzung der Lesung des Post-
ctats mit den namentlichen Abstimmungen über die Ostmarkenzulagen.
Der Antrag der Nationalliberalen, die Zulagen in allen gemischt-
jprachigen Teilen des Reiches zu gewähren, wurde mit 213 gegen 142
Stimmen bei einer Enthaltung und der Antrag der Konservativen, sie auf
Elsaß-Lothringen auszudehnen, mit 209 gegen 148 Stimmen bei zwei Ent-
haltungen, und schließlich der Antrag der Freisinnigen, die Zulagen nach
der Regierungsvorlage zu bewilligen, mit 211 gegen 141 Stimmen bei zwei
Enthaltungen abgelehnt.
20. Februar. (Berlin.) Wirkl. Geh. Oberregierungsrat
Dr. jur. Karl Krohne, Leiter des preußischen Gefängniswesens, 1#,
76 Jahre alt.
20. Februar. (Elbing.) Ein Nachklang zur Rede des Kaisers
im Landwirtschaftsrat.
In der Sitzung des landwirtschaftlichen Lokalvereins wird
bedauert, daß der Pächter des Cadiner Vorwerks Rehberg, Herr Sohst, in
so scharfer Weise öffentlich bloßgestellt wurde. Herr Sohst ist einer der
bekanntesten westpreußischen Landwirte und erfreut sich in Fach= und Ge-
sellschaftskreisen der ganzen Provinz eines tadellosen Rufses. Um Herrn
Sohst eine Rehabilitation zu verschaffen, wird einstimmig eine Vertrauens-
erklärung für ihn abgegeben. Sie trägt zahlreiche Unterschriften, u. a. die
des Landrats des Kreises Elbing, des Grafen v. Posadowsky-Wehner, eines
Sohnes des früheren Staatssekretärs. (Siehe 28. Februar.)
21. Februar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Ein-
stimmige endgültige Annahme des Wassergesetzes nach den Beschlüssen
des Herrenhauses.
21. Februar. (Reichstag.) Schutz der Deutschen in Mexiko.
Der Abg. Freiherr v. Richthofen (Nl.) fragt an, welche Maßnahmen
zum Schutze der Deutschen in Mexiko seitens des Reichskanzlers erfolgt
seien. Darauf erwiderte der Staatssekretär v. Jagow, der bei dieser Ge-
legenheit zum erstenmal im Plenum das Wort ergriff, folgendes: „In Be-
antwortung der eben verlesenen Anfrage freue ich mich, zunächst dem Hohen
Hause mitteilen zu können, daß nach den mir vorliegenden telegraphischen
Nachrichten des Kaiserlichen Gesandten in Mexiko kein Reichsangehöriger
den Kämpfen, die während der letzten Tage in den Straßen der Haupt-
stadt Mexiko stattgefunden haben, zum Opfer gefallen ist. Nur ein einziger
Deutscher ist leicht verwundet worden, der trotz eindringlicher Warnung es
sich nicht hat nehmen lassen wollen, auf der Straße photographische Auf-
nahmen von den Gefsechten zu machen. Auf die erste Meldung über den
Ausbruch der Unruhen wurde der Kaiserliche Gesandte angewiesen, sich mit
dem Doyen des diplomatischen Korps, dem Botschafter der Vereinigten
Staaten von Amerika, ins Benehmen zu setzen, um durch geeignete Maß-
nahmen unsere Landsleute zu schützen und vor Schaden zu bewahren. Zu
diesem Behuf ist der Versuch gemacht worden, den Schauplatz der militä-
rischen Aktionen zu begrenzen und die von den fremden Kolonien bewohnten
Stadtteile vor Kämpfen zu bewahren. Eine dahingehende Vereinbarung
erwies sich leider als militärisch undurchführbar. Der Raiserliche Gesandte
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