Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Das Beuische Reich und seine einzelnen Glieder. (Februar 21. 22.) 85 
ihrem Endziele den Absichten der maßgebenden Bundesstaaten direkt zu- 
widerlaufen. Man hat mehrfach angeregt, eine besondere Fachkommission 
zu bilden. Wenn deren Aufgabe darin bestehen würde, das Vereinheit- 
lichungsproblem eisenbahntechnisch durchzuarbeiten, namentlich seine praktische 
Ausführbarkeit nachzuweisen, so müßte, soll die Arbeit nicht vergeblich sein, 
auch hier die Zustimmung der Bundesstaaten über die Vereinheitlichung 
selbst vorangehen. Das ist eine Frage, die nur von den leitenden Stellen der 
beteiligten Bundesstaaten selbst erledigt werden kann. Das ist eine Frage, 
die die Selbständigkeit der Bundesstaaten unmittelbar berührt und ohne 
Beeinträchtigung dieser Selbständigkeit überhaupt nicht lösbar ist. Und in 
einer solchen Frage kann durch Ungestüm nichts erreicht werden. Wenn 
irgendwo, so muß hier mit der größten Vorsicht vorgegangen werden. Nur 
wenn die Zusammenschließung gutgeheißen und getragen wird von der 
Ueberzeugung aller Teile im Reich und in den Bundesstaaten, wird ein 
einheitliches ersprießliches Zusammenarbeiten erwartet werden können. Gegen- 
wärtig kann eine Vereinheitlichung nur auf dem bisher unbeschrittenen 
Wege besonderer Vereinbarungen für einzelne bestimmte Sondergebiete er- 
reicht werden. Die deutschen Verwaltungen sind dazu, wie ich weiß, bereit, 
und in dieser Beziehung sind im abgelaufenen Jahre eine Reihe wichtiger 
Beschlüsse gefaßt worden. So ist beschlossen worden die Fortbildung der 
1905 getroffenen Vereinbarung über eine Vereinfachung des Güterversehre- 
Auch in bezug auf die Abrechnung im Personenverkehr, den Uebergangs- 
verkehr und in bezug auf die Vereinfachung auf den Wettbewerbslinien ist 
ein Fortschritt erreicht. Die Frage des Abg. Schwabach, ob die militä- 
rische Leistungsfähigkeit der deutschen Bahnen unter allen Umständen 
gesichert ist, kann ich unbedingt bejahen. Die für die Herstellung der militä- 
rischen Leistungsfähigkeit erforderlichen Vorbereitungsarbeiten werden in 
stetem Einvernehmen der Heeresverwaltung und unter Mitwirkung der 
Eisenbahnverwaltungen in der sorgfältigsten Weise ausgeführt, und sie sind 
stets so eingerichtet, daß in derselben Weise auf den deutschen Bahnen der 
Militärbetrieb eingeführt werden kann. Die Vorschriften der Militäreisen- 
bahnordnung und die dazu ergangenen Ausführungsbestimmungen werden 
entsprechend der fortschreitenden Entwicklung weiter vervollkommnet. So- 
nach ist zu Zweifeln an der vollen Leistungsfähigkeit der deutschen Bahnen 
oder gar zu einer Besorgnis in dieser Beziehung keinerlei Anlaß. 
21. Februar. (Koburg-Gotha.) Unfall des Herzogs beim 
Bobsleighfahren; er zog sich einen Einbruch des rechten Schien- 
beines zu. 
22. Februar. (Frankfurt a. M.) Universitätsfrage. 
Eintreffen eines Schreibens des Kultusministers, worin dieser im 
Einverständnis mit dem Finanzminister mitteilt, daß der Nachweis der für 
die Universität erforderlichen Mittel in vollem Umfange als erbracht an- 
zusehen ist. 
22. Februar. (Ratzlaff in Pommern.) Kammerherr Ritt- 
meister a. D. Karl Frhr. v. Senden, Mitglied des preußischen Herren- 
hauses, f. 75 Jahre alt. 
22. Februar. (Bremen.) Erster Verkauf von Tabaken der 
Deutschen Tabaksbaugesellschaft in Kamerun. 
150 Zentner guter Zigarrendeckblätter werden mit beinahe 4 Mark 
pro Pfund bezahlt.
	        
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