92 Das Dulsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Februar 19.—21.)
Prüfung als durchaus irrig herausgestellt. Es ist in jeder Beziehung vor-
sichtig und gewissenhaft verfahren worden, und besonders der Führer galt
als ein hervorragender Fachmann. Er ist aber in eine Wetterkatastrophe
hereingezogen worden, wie sie zu den großen Ausnahmen gehört. Trotz
aller Wettervorhersagen und Wettermeldungen war auf einmal diese schwere
Bö gekommen, von der mir die Herren, die sie auf den Schiffen durch-
gemacht haben, sagten, es wäre ihnen selten eine derartig schwere Bö be-
gegnet. Ich habe ja darüber mich schon in der Budgetkommission aus-
gesprochen. Ich glaube, daß wir in bezug auf die Wetterbeobachtungen
etwas weiterkommen werden. Was den zweiten Unfall anbetrifft, so hat
Abg. Noske darauf hingewiesen, wir wären mit dem Bau des „L 2“ zu
rasch vorgegangen und hätten ihn zu sehr vergrößert. Auf der einen Seite
sagt Herr Noske, das Schiff „L 1“ wäre noch nicht fähig gewesen, nach
Helgoland geschickt zu werden, auf der anderen Seite wird der Verwaltung
vorgeworfen, daß sie gerade das getan hat, was die Fähigkeit zur Ver-
wendung auf der Nordsee erheblich verbessern sollte. Bezüglich der Kon-
struktionsfehler kann ich nur ausführen, daß diejenigen, die das Schiff mit
neuen Vorrichtungen versehen haben, tot sind und sich nicht mehr ver-
teidigen können. Es ist aber immer auf das strikteste darauf geachtet
worden, daß nie etwas angeordnet worden ist, was die Zeppelingesellschaft
nicht gebilligt hat. Die von mir seinerzeit in der „Norddeutschen All-
gemeinen Zeitung“ gegebenen Darstellungen sind zusammen mit der Zeppelin-
gesellschaft ausgearbeitet worden. Ich betone erneut, daß wir nichts ver-
langt haben, womit die Zeppelingesellschaft nicht einverstanden war. Bei
derartigen neuen technischen Einrichtungen werden sich ja immer Gefahren.
herausbilden, die keiner erwartet hat. Es ist auch vom Abg. Noske darauf
hingewiesen worden, daß für die Hinterbliebenen der Verunglückien nicht
genügend gesorgt worden sei. Die Witwen und Waisen der Verunglückten
beziehen aber die höchste Kriegspension, die es gibt. Der Staat hat also
alles getan, was in seiner Macht steht. Sonst müßte das Pensionsgesetz
abgeändert werden. Die durch die freiwillige Wohltätigkeit aufgebrachte
Summe hat Herr Noske auch nicht richtig angegeben. Ich hatte im Reichs-
marineamt schon am zweiten Tage 18000 Mark von privater Seite, ander--
weit sind 42000 Mark, also im ganzen rund 60000 Mark zusammen-
gekommen. Ich bin dann gefragt worden, inwieweit die Marine etwas
mit dem Krupp-Prozeß zu tun gehabt hat und wie weit sie bei den Un-
regelmäßigkeiten beteiligt gewesen ist. Sofort nach Bekanntwerden der ersten
Einzelheiten ist eine Untersuchung eingeleitet worden. Dabei ist festgestellt
worden, daß in der Marine weder ein Fall des Verrates militärischer Ge-
heimnisse, noch irgendein Fall von Bestechung oder Ungehorsam gegen
einen dienstlichen Befehl gelegentlich der Tätigkeit des Herrn Brandt in
Verbindung mit der Marine vorgekommen ist. Das einzige ist, daß einige
Kanzleidiener Trinkgelder bekommen haben, aber höchstens je 3 Mark. (Hört,
hört!) Das Beamtenpersonal ist absolut integer, und wir können darauf
stolz sein. Es kann natürlich vorkommen, daß einmal ein schlecht besoldeter,
kleinerer Beamter sich bereit finden läßt, sich einen kleinen Verdienst zu
schaffen, der vielleicht nicht ganz in der Ordnung ist. Das sind aber in
Wirklichkeit doch nur Bagatellen. Der Vollständigkeit halber will ich jedoch
noch mitteilen, daß gegen zwei mittlere Beamte ein Disziplinarermittlungs-
verfahren schwebt, aber auch nicht wegen Landesverrats oder Ungehorsams;
es handelt sich hier höchstens um eine nicht genügende Wahrung der Dis-
kretion; aber, wie gesagt, das Verfahren schwebt noch. Die Maygdeburger
Schmiergelderangelegenheit ist dem Staatsanwalt überwiesen worden, so
daß ich jetzt Näheres darüber nicht mitteilen kann. Man hat auch von