Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Erste Hälfte. (55a)

112 Das Denisthe Reich und seine einzelnen Glieder. (3.— 10. März.) 
3. März. (Baden.) Die Zweite Kammer bewilligt die Wieder- 
herstellung der Münchener Gesandtschaft gegen die Stimmen der 
Sozialdemokraten und der Freisinnigen. 
In der Debatte führt der Nationalliberale Rebmann als Haupt- 
gründe für die veränderte Haltung der Partei an, daß der Thronwechsel 
in Bayern einen Mann an die Spitze des Landes gebracht habe, der mit 
starker Initiative begabt sei und durch den München wieder ein Brenn- 
punkt politischer und wirtschaftlicher Fragen werde. Ferner müsse die Finanz- 
hoheit der Einzelstaaten, die stark bedroht sei, gewahrt werden. In der- 
selben Lage wie Baden befänden sich auch die anderen Bundesstaaten. Ein 
Zusammenschluß der Bundesstaaten sei notwendig. Dafür brauche man 
auch die Gesandtschaft. Endlich müsse dem preußischen Partikularismus, 
den er als schweres Hindernis für die Entwicklung des Deutschen Reiches 
ansehe, der badische Partikularismus entgegengestellt werden. Alle diese Er- 
wägungen hätten den heutigen Entschluß der Partei veranlaßt. — Slaats- 
minister Freiherr v. Dusch erwidert, daß zwischen Notwendigkeit und 
Nützlichkeit ein großer Unterschied liege. Wie in vielen anderen Dingen 
so auch hier. Notwendig auf jeden Fall sei die Münchener Gesandtschaft 
nicht. Auf die Frage der vartikularistischen Bestrebungen wolle er nicht 
näaher eingehen; aber viele Fragen der einzelnen Staaten, besonders Steuer- 
fragen, bedürften der Klärung, und hierzu sei die Gesandtschaft notwendig. 
3. März. Der Bischof von Osnabrück Dr. Hubertus Voß f. 
4. März. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Annahme 
des Ausgrabungsgesetzes in dritter Lesung. 
4. März. Der Fürstbischof von Breslau, Kardinal Dr. v. Kopp, 
in Troppau f. 76 Jahre alt. 
6. März. (Elsaß-Lothringen.) Die Zweite Kammer be- 
willigt mit 25 gegen 13 Stimmen den Dispositionsfonds des Statt- 
halters (100 000 J. 
6. März. (Württemberg.) Die Zweite Kammer nimmt in 
zweiter Lesung ein Lichtspielgesetz an, das eine schärfere Prüfung 
der Filme namentlich unter dem Gesichtspunkt des Jugendschutzes 
und der öffentlichen Sittlichkeit gestattet. 
7. März. Ersatzwahl für das Preußische Abgeordnetenhaus im 
Wahlkreise Steinburg (Provinz Schleswig-Holstein.) An Stelle des 
in das Herrenhaus berufenen bisherigen Abgeordneten Dr. Engel- 
brecht wird der Hofbesitzer Meifort (Frk.) gewählt. 
7.—10. März. (Deutscher Reichstag.) Zweite Beratung 
des Kolonialetats. 
Nach einer grund sätzlich ablehnenden Kritik des Abg. Dittmann 
(Sd.) betont Abg. Erzberger (3.) die Wünsche seiner Partei, die in ver- 
schiedenen Punkten die Eingeborenenpolitik bemängelt und an den finan- 
ziellen Verhältnissen Kritik übt. Abg. Gothein (Fortschr. Vp.) hebt her- 
vor, daß dem Reichstage vielfach das Urteil über die Einzelheiten sehle. 
Der Reichstag müsse in der Lage sein, die Männer seines Vertrauens als 
Gouverneure in den Kolonien zu sehen. Abg. Dr. Arendt (Rp.) stimmt
	        
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