Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Erste Hälfte. (55a)

192 Das Derntsqhe Reich und seine einzelnen Glieder. (April 2.—41.) 
Achilleion, 3. April. 
Mit der gesamten gebildeten Welt nehme Ich an dem Hinscheiden 
Ihres Gatten, des Nestors der deutschen Schriftsteller und Dichter, lebhaften 
Anteil und spreche Ihnen zu dem schweren Verluste wärmstes Beileid aus. 
Das reiche Lebenswerk des Verewigten sichert ihm im Herzen des deutschen 
Volkes ein dankbares, ehrenvolles Gedenken. Wilhelm l. R. 
Der König von Bayern telegraphierte: 
Die Nachricht von dem Oinscheiden Ihres Gatten hat mich mit auf- 
richtiger Teilnahme erfüllt. Vor 60 Jahren von König Maximilian II. 
nach München berufen, hat der große Dichter und Meister der Novelle hier 
ein Lebenswerk geschaffen, durch das er sich im deutschen Geistesleben einen 
hervorragenden Platz errungen hat. Er hat sich durch seine Werke ein un- 
vergängliches Denkmal gesetzt, das die Erinnerung an den Namen Paul 
Heyse für alle Zeiten erhalten wird. Von Herzen nehme ich Anteil an der 
allgemeinen Trauer um den Dahingeschiedenen und spreche Ihnen, gnädige 
Frau, mein herzliches, inniges Beileid aus. Ludwig. 
2. April. Das Direktorium des neugegründeten Deutsch- 
Amerikanischen Wirtschaftsbundes hält in Berlin eine Sitzung ab. 
Zur Durchführung der Aufgaben des Verbandes wurde die Gründung 
einer Geschäftsstelle in New-York beschlossen und der Anregung der 
GChamber of German-American Commerce in New-York auf Ab- 
schluß eines Kartellvertrages zum Zwecke des Zusammenwirkens 
grundsätzlich zugestimmt. 
3. April. (Baden.) Wirkl. Geh. Rat Eisenlohr, früherer 
badischer Minister und langjähriger Generaldirektor der badischen 
Staatseisenbahnen in Karlsruhe f. 
4. April. Zu der Angelegenheit des Kaiserbriefs an die Land- 
gräfin von Hessen bei deren Übertritt zum Katholizismus wird 
halbamtlich folgendes mitgeteilt: 
Vom Kardinal Kopp, dem die Landgräfin seinerzeit den Brief zur 
Aufbewahrung überlassen hatte, war Vorsorge dafür getroffen, daß der 
Brief unmittelbar nach seinem Tode durch Vermittlung des Bischofs von 
Fulda der Frau Landgräfin wieder zugestellt werde. Dies ist jetzt geschehen. 
Die entstandene Verzögerung erklärt sich daraus, daß der Bischof von Fulda 
auf einer Romreise abwesend war. Der Brief stellt sich lediglich als eine 
Rundgebung des Oberhauptes des Hohenzollernschen Hauses an eine diesem 
Hause entsprossene Fürstin dar, also als eine Familienangelegenheit, die für 
die Oeffentlichkeit weder bestimmt war noch bestimmt ist. 
Gegenüber den falschen Mitteilungen, die über den Inhalt des 
Briefes verbreitet worden sind, sei festgestellt, daß der Brief keinerlei Aus- 
spruch irgendwelcher Art über den katholischen Glauben, die katholische Rirche 
oder die Katholiken und die Stellung des Kaisers zu ihnen enthält. Alle 
gegenteiligen in der Presse verbreiteten Angaben nd aus der Luft ge- 
grissen. Ihre Urheber trifft der schwere Vorwurf, eine Privatangelegenheit 
unter gröbster Entstellung des Sachverhalts an die Oeffentlichkeit gezerrt, 
damit den konfessionellen Frieden gefährdet und Seiner Majestät dem Raiser 
leichtfertig eine ihm fremde, feindselige Mißachtung des Katholizismus an- 
gedichtet zu haben.
	        
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