Das Dentsqhe Reit und seine einzelnen Glieder. (Mai 5.—13.) 243
Tribüne auch versichert hat, die Ueberzeugung hatte, daß alles geschehen
war, was überhaupt irgendwie nach menschlichem Ermessen getan werden
konnte. Nachteile aber sind in Massen erwachsen. Ich spreche nicht von
den Nachteilen für die Heeresverwaltung und deren Angehörige. Wir
müssen sie tragen, das sehe ich ein. Dagegen sind sehr große Nachteile er-
wachsen für die deutsche Industrie und den deutschen Handel und Verkehr.
In Deutschland selbst ist der Ruf der Firma Krupp viel zu gut begründet
und viel zu gut bekannt, als daß derartige Versehen und Vergehen sie
schädigen könnten. Draußen aber, da kennt man die Verhältnisse nicht.
Dort sind genug Konkurrenten, denen es ein Vergnügen ist, Vorteile daraus
zu ziehen. Es bleibt hier nur übrig, der Hoffnung Ausdruck zu geben,
daß das Haus, um das es sich hier handelt, das schon manche schwere Zeit
überstanden hat, durch seine Solidität und seine Tüchtigkeit auch diesen
Schlag überstehen wird. Das wünsche ich nicht im Interesse der Firma
allein, trotzdem ich ihren Ruf und ihre Bedeutung für den Ruf deutscher
Tüchtigkeit im Auslande aus meiner Tätigkeit sehr wohl kenne, sondern
im Interesse der, ich glaube 80000 Menschen, denen sie Brot verschafft, und
im Interesse der Verwaltung. Ich will auf die Angriffe des Abg. Lieb-
knecht auf das Auswärtige Amt, trotzdem es eine Schwesterbehörde der
meinigen ist, nicht weiter eingehen. Ich darf darauf hinweisen, daß es
geschmackvoller gewesen wäre, das bei dem Etat des Auswärtigen Amts
vorzubringen. Schließlich hat der Abgeordnete noch Angelegenheiten eines
Verstorbenen gestreift. Mir sind sie nicht bekannt und der Präsident hat
die Sache schon gerügt. Mir bleibt also nur übrig, mein tiefes Bedauern
darüber auszusprechen, daß ich das hier habe mit anhören müssen.“
Im weiteren Verlauf der Debatte kennzeichnet der Abg. Erz-
berger die Rede Liebknechts als ein Rückzugsgefecht auf der ganzen Linie,
das aber eine gewaltige Schädigung der deutschen Industrie zur Folge
haben werde.
5.—13. Mai. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Fort-
setzung der Beratung des Kultusetats.
Bei der Beratung des höheren Mädchenschulwesens äußert sich der
Minister v. Trott zu Solz in folgender Weise: „Meine Vorredner haben
die mit meinem Erlaß vom 11. Oktober 1913 zusammenhängenden Fragen
so eingehend und in meist zutreffender Weise erörtert, daß für mich nicht
sehr viel mehr dazu zu sagen ist. Insbesondere ist es zutreffend, wie das
Zustandekommen dieses Erlasses hier geschildert worden ist. Auch ich darf
daran erinnern, daß ich im vorigen Jahre diesem Hause meine Ansicht auf
diesem Gebiete des weiteren auseinandergesetzt und dazu die Zustimmung
von allen Seiten des Hauses gefunden habe. Das hat mich um so mehr
bestimmt, an meinem Plane festzuhalten, und ich habe dann diese Absicht
durch meinen Erlaß in die Tat umgesetzt. Der Erlaß fand zunächst weiter
gar teine Gegnerschaft. Man war ja auf ihn vorbereitet. Das ging einige
Monate lang. Allmählich aber setzte sich eine gewisse Gegnerschaft fest.
Sie wuchs und hat schließlich den Umfang gewonnen, von dem heute die
Rede gewesen ist. Es ist auch an den Universitäten eine Gegnerschaft hervor-
getreten. Ich glaube ja, es wird richtig sein, was von einem der Redner
hier ausgeführt worden ist, daß die Kreise unter unseren Frauen, die mit
diesen Maßnahmen nicht einverstanden sind, nicht an die Universitäten
gehören. Auch die philosophischen Fakultäten haben sich dann zum Teil
an mich gewandt, und da ist es durchaus zutreffend, was von dem Vor-
redner hier hervorgehoben worden ist, daß bei allen diesen Eingaben gegen
meinen Erlaß diejenigen, welche sich zu ihnen zusammengeschlossen haben,
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