Das Bestsche Reich und seine rinzelnen Glieder. (Mai 12.—14.) 277
nichts bekannt, daß Nachrichten von hier nach Duala den Schwarzen nicht
abgeliefert wurden. Dann wurde behauptet, die Eingeborenen seien nach
Lagos ausgewandert. Ich weiß nicht, ob der Abg. Wels die Ausgewanderten
gezählt hat; nach meinen Zahlen ist die Zahl der steuerpflichtigen Dualas
1913 höher gewesen als 1912. Es ist bekannt, daß Dualas in Lagos, Togo,
Aqua und an der Goldküste wohnen; ebenso bekannt ist aber auch, daß
Leute aus Togo, Aqua, Lagos und von der Goldküste in Duala leben.
Wir haben sogar eine Fremdenstadt in Duala, die in einem erfreulichen
Wachsen begriffen ist. Die Verhältnisse müssen in den englischen Kolonien
doch nicht so glänzend sein, wie es behauptet wurde, und bei uns nicht
so scheußlich. Sonst wären sie doch nicht zu uns gekommen. Der Abg. Wels
behauptete weiter, daß Bestrafungen aus Anlaß der Enteignungen vor-
gekommen seien. Wir haben uns die Akten herschicken lassen und genau
geprüft; sie wiegen zwei Zentner. Es ist festgestellt worden, daß aus An-
laß der Enteignung nur zwei Bestrafungen vorgenommen wurden. Ich
weiß nicht, was das für Bestrafungen waren, die der Abg. Wels gestern
im Zusammenhang mit der Enteignung angeführt hat. Es können nur
irgendwelche andere Bestrafungen gewesen sein, daß die Eingeborenen nicht
zum Schauri gekommen sind, oder sonst etwas. Haben die Herren von der
Sozialdemokratie die Angaben der Denkschrift gelesen? Haben Sie gelesen,
welche Engelsgeduld die Beamten mit den Eingeborenen haben, was für bock-
beinige störrische Menschen das sind? Wir haben die Eingeborenen stets
väterlich behandelt; da können Sie von Brutalitäten nicht sprechen. Der
Abg. Wels hat sich auf Geheimakten bezogen, die ihm zur Verfügung stehen,
die er aber nicht vorlegen könne. Die Akten hätten wir unterschlagen und
dem Reichstag einen falschen Bericht erstattet. Ich kenne die Akten nicht,
die der Abg. geis meint; weder ich, noch die Regierung in Kamerun haben
sie ihm gegeben. Er muß sie also durch irgendwelche Heinzelmännchen be-
kommen haben, die dieselbe Farbe haben, wie die Rlientel des Rechts-
anwalts Halpert. (Heiterkeit. — Abg. Wels: Ich werde es nicht sagen.)
Das ist mir auch ganz egal. Es wurde weiter behauptet, daß sich der
frühere Gouverneur, der jetzige Ministerialdirektor Dr. Gleim, gegen die
Enteignung ausgesprochen und seine abweichende Ansicht in einer Denk-
schrift 1911 dem Reichstage dargelegt habe. Ich habe mir vom Ministerial-
direktor Gleim eine Niederschrift machen lassen, aus der hervorgeht, daß
die Ansicht des Abg. Wels nicht zutrifft. Der frühere Gouverneur hat der
Enteignung durchaus zugestimmt; er hat auch Vorschläge zur Erleichterung
ihrer Durchführung gemacht. Nun hat der Abg. Wels von einem Tele-
gramm des ehemaligen Gouverneurs Seitz gesprochen. Wir haben ein
solches Telegramm nicht erhalten. Wenn ich mich recht erinnere, sollte das
Telegramm lauten: Geht jetzt mit der Enteignung stark vor, denn die
Eingeborenen sind jetzt so unter Druck, daß es sich leicht machen läßt. Ein
solches Telegramm ist nicht in unseren Akten. Ich will nicht ableugnen,
daß in einem Bericht des Gouverneurs Seitz ein Passus gestanden hat,
den man ungefähr so deuten kann. Ich will also materiell das gelten
lassen, was der Abg. Wels gesagt hat. Der Druck, von dem der Gouverneur
spricht, ist aber nicht so aufzufassen, daß wir die Leute pekuniär zwiebeln.
wollten, um ihre Ländereien billig zu bekommen. Der Passus ist darauf
zurückzuführen, daß in dieser Zeit so viele Diebereien und Einbrüche vor-
gekommen waren; z. B. ein Bankeinbruch durch Dualaneger, bei dem
60000 Mark gestohlen wurden — also wieder eine neue Eigenschaft der
Neger. (Heiterkeit.) Das kommt unter Weißen auch vor, die finden doch
bei Ihnen kein Gehör; warum denn aber die Schwarzen? Es waren
außerdem aber auch noch andere Einbrüche zu verzeichnen. Es bestanden