360 Hes Dentsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Juni 20.—23.)
vollzogen. Bei dem Festmahl des Norddeutschen Regattavereines
am 23. Juni an Bord der Dampfjacht „Viktoria Luise“ werden
bedeutsame Trinksprüche ausgetauscht.
Aus der Rede des Bürgermeisters Dr. Schröder: „Das verflossene
Jahr mit seinen zahlreichen Erinnerungen an vergangene Zeiten, es hat
den bei uns Deutschen, wie ich meine, besonders ausgeprägten historischen
Sinn noch in erfreulicher Weise geschärft. Insbesondere sind es drei Tage
gewesen, die sich mit unauslöschlicher Schrift unserem Gedächtnis eingeprägt
haben, der Tag, an dem es Ew. Majestät vergönnt war, auf eine fünf-
undzwanzigjährige ruhmvolle und segensreiche Regierung zurückzublicken,
der Tag, an dem Ew. Majestät im Rreise der deutschen Fürsten und
hansischen Bürgermeister unter dem jubelnden Zuruf ungezählter Tausender
von Kelheims hoher Warte hinabblicken konnten auf der mächtigen Donau
eilend dahinbrausende Wogen, und endlich der Tag, an dem unter leben-
diger Anteilnahme unseres ganzen deutschen Volkes die feierliche Einweihung
des Völkerschlachtdenkmals auf der Leipziger Walstatt in Anwesenheit von
Vertretern Oesterreichs, Rußlands und Schwedens durch Ew. Majestät er-
folgte. Selten wohl wird eine solche Fülle erhebender Gedenkfeiern in die
kurze Spanne eines Jahres sich zusammendrängen, doch aber ist auch das
Jahr 1914 nicht arm an wichtigen Erinnerungen, und es sei mir gestattet,
aus ihrer Zahl einige wenige herauszuheben, die für uns und für die Ver-
anlassung, in der wir uns heute zusammenfinden, bedeutungsvoll sind. Es
war zu Beginn des Krieges von 1864. Die Bundestruppen waren in die
Herzogtümer eingerückt, das preußische Heer hatte bei Arnis die Schlei
überschritten. Um von ihrer Rückzugslinie nicht abgeschnitten zu werden,
hatten die Dänen die Danewerke geräumt und ihre Landmacht auf die
Düppeler Schanzen konzentriert. Die dänische Flotte lag in der Stärke
von 6 Schiffen mit 182 KRanonen bei Rügen ostwärts von Arkona vor
Anker. Da stach am 17. März Kapitän Jachmann mit 3 kleinen Fahr-
zeugen, die insgesamt mit 43 Kanonen armiert waren, von Swinemünde
aus in See. Trotz der gewaltigen Uebermacht des Feindes ging Jachmann
ihm keck zu Leibe, unterhielt durch zwei Stunden ein heftiges Feuergefecht,
in dem er einer dänischen Fregatte erhebliche Schäden zufügte und führte
seine leichten Schiffe wohlbehalten, wenn auch nicht ohne Verletzung, unter
dem Jubel der Bevölkerung wieder in den Hafen zurück. Es vergingen
fünfundzwanzig Jahre, in den Schlachtenwettern des großen Krieges war
das neue Deutsche Reich erstanden. Glückliche Friedenszeiten hatten unserem
Volke einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung gebracht. Unter des
Reiches mächtigem Schutze zog der deutsche Kaufmann hinaus über die
Meere. Zu Ende des Jahres 1888 hatte ein Aufstand der Eingeborenen
in Samoa mit gewappneter Faust unterdrückt werden müssen, und drei
deutsche Kriegsfahrzeuge, das Kanonenboot „Eber“, der kleine Kreuzer
„Adler“ und die kleine RKreuzerkorvette „Olga“ lagen noch im Hafen von
Apia. Da brach am 16. März 1889 ein gewaltiger Orkan los, der in
kurzer Frist, aller Anstrengung zum Trotze, drei im Hafen liegende ameri-
kanische Kriegsschiffe, alle dort verankerten Handelsfahrzeuge und unseren
„Eber“ und „Adler“ vernichtete, während es der todesmutig kämpfenden
Mannschaft der „Olga“ unter Leitung ihres kühnen und umsichtigen Kom-
mandanten Freiherrn v. Erhard gelang, das Schiff dem Toben der Ele-
mente glücklich zu entreißen. Und ein drittes Bild. Auf der Klippe unseres
nordischen Felseneilandes, das durch Ew. Majestät dem Deutschen Reiche
gewonnen ward, hebt sich seit einigen Wochen eine hoch zum Himmel
ragende Säule, die, vom deutschen Aar gekrönt, uns erinnern soll an den