372 Das Denitsqhe Reith und seine einzelnen Glieder. (August 1.)
das ganz Deutschland in seine Kriegstüchtigkeit setzt. Nie ist das Deutsche
Reich vor einer ernsteren Entscheidung gestanden als in dieser Stunde,
in der seine Fürsten und Völker wie ein Mann aufstehen, um seine Ehre.
seine Stellung, seine Zukunft gegen mächtige Feinde zu verteidigen. Nie
aber wird die unerschütterliche Treue, in der die Deutschen zusammenstehen.
sich überwältigender offenbaren als in dem Kampfe, der uns aufgezwungen
wird. Das Vertrauen auf Gott und seine Gerechtigkeit wird unsere Heere
stärken: In dem Bewußtsein ihrer Geschlossenheit, ihrer eisernen Mannes-
zucht, ihres ernsten Mutes werden sie, wenn es zum Krieg kommen sollte.
den KRampf für das teuere gemeinsame Baterland, für den Ruhm und die
Würde des deutschen Namens mit Ehren bestehen. In dieser Erwartung
heiße ich Bayerns Söhne sich um ihre Fahnen scharen und bitte Gott, er
möge, wenn der Kampf entbrennt, den deutschen Waffen den Sieg verleihen.
1. August. (Bayern.) König Ludwig richtet an das Heer
folgendes Manifest:
An mein Heer! Alle Versuche, den Frieden in Ehren zu wahren.
haben unsere Nachbarn zu Schanden gemacht. Die Ehre des Reiches, das
Schicksal des Vaterlandes stehen auf dem Spiel und zwingen uns das
Schwert in die Hand. Unter dem Oberbefehle unseres erhabenen geliebten
Bundesfeldherrn, des Deutschen Kaisers, wird auch die schon in manch
schweren Tagen erprobte bayerische Armee ihren Mann stellen, ihrer in
ernster Friedensarbeit gestählten Kraft bewußt, ein würdiges Glied unseres
großen deutschen Heeres, würdig der Opfer ihrer Väter. Mit diesen Wünschen
begleite ich meine brave Armee ins Feld. Vertrauend auf den Allmächtigen
Gott, der unsere gerechte Sache schirmen wird, erfslehe ich seinen Segen
für Bayerns und des deutschen Heeres Fahnen.
1. August. (Bayern.) In beiden Häufsern des Landtages
wird ein Antrag Held (3.), wonach seitens der Regierung unver-
züglich geeignete Maßnahmen getroffen werden sollen, um eine Ver-
teuerung der Lebensmittel hintanzuhalten, einstimmig angenommen.
Der Antragsteller fordert insbesondere die Einsetzung einer Einkaufs
und Preisfestsetzungskommission, sowie die Heranziehung aller verfügbaren
staatlichen Arbeiter und Arbeitslosen in den Städten zur Einbringung der Ernte.
In der Reichsratskammer führt bei der Beratung des Militäretals
RR. Frhr. v Würtzburg über den Stand unserer Wehrhaftigkeit und den
Geist unseres Heeres u. a. aus: Es ist eine eigenartige Fügung, daß, während
wir hier den Militäretat beraten, eine so hochgradige militärische und poli-
tische Spannung in ganz Europa herrscht. Die jüngsten politischen Ereig
nisse werden allen denjenigen, die allenfalls noch nicht vollständig überzeugt
waren, bewiesen haben, daß die jüngste Heeresvorlage, mit der die ver
bündeten Regierungen an das deutsche Volk herangetreten sind, weder ver-
früht, noch zu weitgehend war. Und diejenigen, die allenfalls der Mei-
nung waren, daß es in der Rüstungsfrage ein „Bis hierher und nicht weiter!“
gibt, werden gesehen haben, daß von einem derartigen Imperativ auf diesem
Gebiete nicht die Rede sein kann, sondern daß man hier unter dem Zwang
von Verhältnissen sieht, die nicht vorauszusehen sind. Aber wir Deutische
können in dieser Beziehung ohne Sorge sein im Hinblick auf die große
Menge von ungehobenen Schätzen an physischer und moralischer Volkskraft,
über die wir noch versügen. Dieses Bewußtsein verleiht uns das Gefühl
einer überlegenen Wehrhaftigkeit, mit dem wir in dieser ernsten Zeit ver-
trauensvoll in die Zukunft blicken können.