Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Erste Hälfte. (55a)

Das Vetsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Dezember 31.) 445k 
unverzagt dem neuen Jahre entgegen zu neuen Taten, zu neuen Siegen 
für das heilige Vaterland. 
31. Dezember. (Bayern.) Zwischen König Ludwig und Kaiser 
Wilhelm findet folgender Depeschenwechsel statt. 
Seiner Majestät Kaiser Wilhelm, Großes Hauptquartier. An der 
Wende des Jahres, in dem Deutschland gegen eine Welt von Feinden zum 
Schwerte greifen mußte, beseelt uns alle nur ein Gedanke: Möge es un- 
serer tapferen Armee und unserer heldenmütigen Marine gelingen, die 
Gegner niederzuringen, und möge dem deutschen Volke im neuen Jahre ein 
Frieden gesichert werden, der wert ist der schweren Opfer, die es zum 
Schutze des Vaterlandes freudig auf sich genommen. In der zuversichtlichen 
Hoffnung, daß diesem Wunsche Erfüllung beschieden werde, stehen die 
deutschen Fürsten und Stämme in unerschütterlicher Treue zu Kaiser und 
Reich. Gott schütze Dich und Dein Haus auch im neuen Jahre. Er er- 
erhalte Dir die Kraft im Kampfe für Deutschlands Größe und Ehre; er 
verleihe den deutschen Waffen und unserer gerechten Sache den Sieg. 
Ludwig. Marie Therese. 
Ihren Mojestäten dem König und der Königin, München. Euer 
herzerfreuendes treues Gedenken anläßlich des bevorstehenden Jahreswechsels 
empfing mich heute bei der Rückkehr von einer kurzen Reise. Ich erwidere 
Euere guten Wünsche von ganzem Herzen für Euch, die Eurigen und das 
gesamte Bayernland. Ihr sprecht mir aus der Seele, wenn Ihr sagt, wir 
alle hätten nur den einen Gedanken, daß dem geliebten Vaterlande im 
neuen Jahre ein Friede gesichert werde würdig der gebrachten und noch 
zu bringenden schweren Opfer. Wie herrlich ist dabei die Gewißheit, daß 
die deutschen Fürsten und Stämme in unerschütterlicher Treue zusammen- 
stehen, um mit Gottes Hilfe durch unsere heldenhaften Truppen den Sieg 
zu erkämpfen, den wir für die gerechte Sache mit felsenfester Zuversicht 
erhoffen. In herzlicher Freundschaft Wilhelm. 
31. Dezember. Der Präsident des Reichstages Dr. Kaempf 
richtet an Kaiser Wilhelm zum neuen Jahre folgendes Telegramm: 
Eure Kaiserliche und Königliche Majestät bitte ich, die ehrfurcht- 
vollsten und herzlichsten Glückwünsche des Reichstages zum Jahreswechsel 
entgegennehmen zu wollen. Möge der allmächtige Gott Eure Kaiserliche 
und Königliche Majestät, das ganze Kaiserliche und Königliche Haus und 
unser geliebtes Vaterland in seinen gnädigen Schutz nehmen. Möge uns 
ein dauernder Frieden, für welchen uns das gesamte deutsche Volk in Be- 
geisterung Gut und Blut bis zum Aeußersten einsetzt, beschieden werden, 
damit Deutschland seine hohen Kulturaufgaben in der Welt erfüllen kann. 
Kaiser Wilhelm antwortet: Sehr erfreut über die treuen Segens- 
wünsche des Reichstages zum Jahreswechsel spreche ich Ihnen meinen 
wärmsten Dank aus. Ich hoffe zu Gott, daß alle innigen Wünsche, die 
das Herz des deutschen Volkes in schwerer Zeit angesichts des uns noch 
verschleierten neuen Jahres für unser teures Vaterland bewegen, in Er- 
füllung gehen.
	        
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