Bas Besische Reich und seine einzeluen Glieder. (Januar 13.) 23
werden sollten, als entspreche es dem Willen und den Wünschen des regie-
renden Herzogs von Braunschweig, daß die hannoverschen Welfen ihren
Kampf um die Wiederherstellung des Königreichs Hannover fortsetzten.
M. H., ich bin von Seiner Königlichen Hoheit dem regierenden Herzog
ausdrücklich ermächtigt, vor diesem Hause und vor dem ganzen Lande fest-
zustellen, daß jede Berufung auf den Herzog für die Betätigung der Be-
strebungen der deutsch-hannoverschen Partei nicht nur dem Willen Seiner
Röniglichen Hoheit nicht entspricht, sondern diesem Willen direkt wider-
spricht. (Lebhafter allseitiger Beifall.) M. H., diese Willensmeinung des
regierenden Herzogs ist so bündig und so unmißbverständlich, daß, wenn
Mitglieder der deutsch-hannoverschen Partei fortfahren sollten, den Herzog
für sich in Anspruch zu nehmen, jedermann wissen wird, was davon zu
halten ist. Für den Herzog sind derartige Versuche, wenn sie noch fort-
gesetzt werden sollten, mit seiner Erklärung ein für allemal abgetan. (Leb-
hafter Beifall r., im Z. und bei den Nl.) M. H., die Fortdauer der wel-
ahischen Bewegung in Hannover ist ja das Hauptargument, mit welchem die
Angriffe gegen die von mir vertretene Politik geführt werden. Sollte ich
eitwa die Einwilligung Preußens in die Thronbesteigung des jetzt regierenden
Herzogs davon abhängig machen, daß die welfische Partei sich vorher oder
unmittelbar darauf anfiöste? Ich meine, man kann Politik nur mit realen
Möglichkeiten und nicht mit irrealen Fiktionen treiben. Kein verständiger
Mensch hat erwarten können, daß sich die deutsch-hannoversche Partei sofort
auflösen würde. Eine Partei, die siebenundvierzig Jahre zusammengehalten
bat, obwohl es vom ersten Augenblick an absolut ausgeschlossen war, daß
sie jemals das Ziel ihrer Bestrebungen erreichen würde, löst sich nicht auf
einen Schlag auf. Daran aber, m. H., daß wir diese Partei sehr wesentlich
gestärkt haben würden, wenn wir den Prinzen Ernst August zum Peros
und zum Märtyrer der Partei gemacht hätten, und daß wir im Gegensatz
dazu die Partei in ihren Grundlagen jetzt geschwächt haben, daran sollte
man ruhigen Sinnes nicht zweifeln, daran, m. O., sollte man nicht zweifeln
auch angesichts der Versuche unversöhnlicher Agitatoren, die Existenzberech-
ligung der Partei durch eine erhöhte Tätigkeit nach außen hin zu begründen.
Die Ereignisse des letzten Jahres haben unzweifelhaft auf die ruhigen und
gemäßigten Elemente der Partei — und auch solche sind in der Partei —
in versohnlichem Sinne gewirkt, und ich zweifie nicht daran, daß diese Ele-
mente fortan nicht mehr in steriler Opposition beiseite stehen, sondern sich
in praktischer Mitarbeit den Aufgaben der Gegenwart widmen werden.
Aber neben diesen besonnenen und ruhigen Elementen gibt es auch un-
versöhnliche, die unbelehrbar sind oder um ihrer Agitationslust willen un-
belehrbar sein wollen. Mit diesen Elementen haben wir zu rechnen. Ich
glaube jedoch wirklich, daß ich die Sicherheit des preußischen Staates nicht
gefährde, wenn ich der Ansicht Ausdruck gebe, daß man die Bedentung
dieser Elemente nicht höher schätzen soll, als sie in Wirklichkeit ist. Das
ist im Verlaufe der letzten Monate aber in einem Teile der Presse un-
zwelfelhaft geschehen, und ich habe den bestimmten Eindruck, daß gerade
durch solche Uebertreibung der Bedentung der welfischen Umtriebe das
Selbstbewußtsein und die Agitationslust der unversöhnlichen Elemente
wesentlich gestärkt worden ist. (Lebhafter Widerspruch bei den Nl.) M. H.,
wo einzelne Mitglieder der Partei sich tatsächlich im staatsfeindlichen Sinne
betätigen sollten, da wird selbstverständlich die preußische Staatsregierung
mit derselben Energie einschreiten, mit der sie es getan hat. — Im übrigen
aober, ich wiederhole es, sollten wir die Träumereien dieser Männer nicht
zu tragisch nehmen, unter denen es Leute gibt, die im Jahre 1870 mutig
für Deutschland und Preußens Ehre gefochten haben. M. H., auch für diese