Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Erste Hälfte. (55a)

Die ästerreichischiungarische Monarchie. Dezember 30. 31.) 503 
Den Vorsitz führte der ehemalige Ministerpräsident Dr. Wekerle. 
Verhandelt wurde vornehmlich über die Frage, wie sich das handels— 
politische Verhältnis zu Deutschland nach Beendigung des Krieges 
und nach Ablauf der bestehenden Verträge gestalten werde. Professor 
Dr. Wolf, als Vertreter der deutschen Schwestervereinigung machte ausführ— 
liche Mitteilungen über die in Deutschland herrschenden Auffassungen. Das 
Ergebnis des Gedankenaustausches faßte Dr. Wekerle, wie folgt, zusammen: 
„Die Erfahrungen und Lehren des Krieges und die daraus sich entwickelnde 
politische Lage, aber auch die gegenseitigen wirtschaftlichen Interessen er— 
fordern, daß die Monarchie und Deutschland festere wirtschaftliche Bande 
anstreben und diese rechtzeitig vorbereiten, natürlich ohne Beeinträchtigung 
der handelspolitischen Freiheit beider Vertragsteile, deren Aufrechterhaltung 
für beide Teile erwünscht ist.“ 
30. Dezember. Armee- und Flottenbefehl Kaiser Franz 
Josephs. 
Seit fünf Monaten des scheidenden Jahres steht die Monarchie in 
dem ihr und ihrem treuen Verbündeten aufgezwungenen Krieg gegen zahl— 
reiche und mächtige Feinde. Im Rückblick auf die beharrliche Ausdauer, 
die Kampfesfreudigkeit und die todesmutige Tapferkeit meines Heeres und 
der Flotte gewinnt der Ausblick in das neue Kriegsjahr die erhebende 
Zuversicht, daß Oesterreich-Ungarns Kriegsleute zu Land und See auch 
die schwersten Proben, die der Krieg ihren militärischen Tugenden auf- 
erlegen mag, mit Ehren bestehen werden zum Wohl des Vaterlandes. In 
wehmutsvoller Dankbarkeit gedenke ich der vielen, die auf blutiger Wal- 
statt ihr Leben für unsere gerechte Sache hingegeben haben. In wärmster 
Anerkennung grüße ich alle meine Braven, auf daß mit Gottes Hilfe das 
neue Jahr sie zum Siege führe. 
31. Dezember. Telegrammwechsel zwischen Erzherzog Friedrich 
und Kaiser Wilhelm. 
Anläßlich des Jahreswechsels richtet der Armeeoberkommandant Erz- 
herzog Friedrich an Kaiser Wilhelm folgendes Glückwunschtelegramm: 
Durch monatelanges Ringen für die gemeinsame gerechte Sache inniger 
denn je verbunden, kämpfen deutsche und österreichisch-ungarische Armeen 
in unerschütterlicher Zuversicht mit vereinten Kräften gegen den wiederholt 
geschlagenen, aber noch nicht niedergezwungenen Feind. Wie mein Aller- 
höchster Kaiser, König und Herr bitte ich im Namen der mir unterstellten 
Streitkräfte auch Eure Majestät, Allerhöchst seinen treuen Verbündeten, den 
alle beseelenden Wunsch, endgültig zu siegen, dem die Erfüllung mit Gottes 
Hilfe nicht versagt sein kann, als Wunsch für das neue Jahr huldvollst 
entgegenzunehmen. 
Kaiser Wilhelm erwidert: Eurer kaiserlichen Hoheit sage ich meinen 
aufrichtigen Dank für die mir gleichzeitig im Namen der Eurer kaiserlichen 
Hoheit unterstellten Streitkräfte ausgesprochenen Neujahrswünsche. Auch ich 
sende Eurer kaiserlichen Hoheit meine herzlichsten Wünsche und bitte, die- 
selben auch den braven österreichisch-ungarischen Truppen zu übermitteln, 
die in dem verflossenen Jahre so feste Kriegskameradschaft mit den deutschen 
bewiesen haben. Weiter mit vereinten Kräften und dem Willen, zu siegen, 
im Aufblick zu Gott; dann wird der endgültige Erfolg unserer gerechten 
Sache nicht fehlen! " 
31. Dezember. Telegrammwechsel zwischen Ergherzog Friedrich 
und Kaiser Franz Joseph.
	        
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