Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

##chweden. (Januar 16.— Februar 6.) 781 
XIV. 
Schweden. 
16. Januar. (Reichstag.) Eröffnung der Tagung. 
Die vom König verlesene Thronrede bezeichnet die Beziehungen 
Schwedens zu den fremden Mächten als fortdauernd freundschaftlich. Ferner 
wird mitgeteilt, die Regierung beabsichtige die Einbringung wichtiger Vor- 
lagen zur Verbesserung der Landesverteidigung. In Verbindung damit wird 
eine besondere Wehrsteuer auf größere Vermögen und größere Einkommen 
geplant. Unter den humanitären und sozialen Gesetzentwürfen hebt die 
Rede eine durchgreifende Veränderung in den Rechtsbestimmungen über 
den Verkauf geistiger Getränke hervor, sowie Maßnahmen gegen die Folgen 
der Arbeitslosigkeit und eine neue Vorlage zur Bekämpfung der Tuberkulose. 
Die Staatseinnahmen seien fortgesetzt gut. Es soll eine Anleihe von 
32½ Millionen Kronen abgeschlossen, aber ausschließlich zur Förderung 
produktiver Zwecke verwandt werden. 
Der König hat das Präsidium der Ersten Kammer wiederernannt. 
An Stelle des verstorbenen Präsidenten der Zweiten Kammer Freiherrn 
v. Bonde wird Landeshauptmann Wideèn (lib.) zum Präsidenten ernannt. 
26. Januar. (Reichstag.) Mitglieder beider Kammern 
bringen eine Vorlage zu einem Bauprogramm für die Küsten- 
flotte ein. 
Für die Zeit von 1915 bis 1919 sieht die Vorlage den Bau dreier 
Panzerschiffe vom Sverigetyp, dreier Unterseeboote und zweier Torpedo- 
jäger vor. Die Kosten werden außer dem früher bereitgestellten Betrage 
von 7430000 Kronen noch 7½ Millionen Kronen jährlich betragen. 
6. Februar. (Stockholm.) Große nationale Kundgebung der 
schwedischen Bauern zugunsten einer Verstärkung der Wehrmacht. 
Beunruhigt durch die russischen Rüstungen in Finnland, treffen 
30000 schwedische Bauern in Stockholm ein, um dem Könige und dem 
Ministerpräsidenten ihre Geneigtheit zur Uebernahme der Lasten einer 
Rüstungsvermehrung zum Ausdruck zu bringen und die sofortige Einleitung 
der entsprechenden Maßnahmen zu erbitten. Die Bauern werden im Hofe 
des Königl. Schlosses vom Könige empfangen, der auf die Ansprache ihres 
Führers u. a. folgendes erwidert: Es ist die Sorge um die Sicherheit des 
Vaterlandes, die euch vermocht hat, in diesen Wintertagen euer ruhiges 
Heim zu verlassen. Es ist das Verlangen nach einer festen Grundlage für 
die Zukunft des Reiches, die in diesem Augenblick eure ehrengekrönten 
Provinzfahnen vereinigt unter dem schwedischen Königsbanner, das über 
uns allen weht. Ihr habt mir euren bestimmten Wunsch ausgedrückt, daß 
die vornehmste Lebensfrage des Landes und des Volkes sobald als möglich 
ihre Lösung finde, und ihr habt euch bereit erklärt, die Bürden zu über- 
nehmen und die Opfer zu bringen, die damit verbunden sind. Nichts kann 
einem König teurer sein, als aus dem Munde seines Volkes seinen Willen 
zu vernehmen, ihm bei der Ausübung seiner oft schweren königlichen Pflicht 
eine treue Unterstützung gewähren zu wollen. Kein König, der vor mir die 
schwedische Königskrone trug, hat in so hohem Maße wie ich den Vorzug 
gehabt, an diesem Platze mit den breiteren Volksschichten von Angesicht zu
	        
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