Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Portusal. (März 11.—Juli 1.) 507 
11. März. (Senat.) Genehmigung eines Dekretes über zoll- 
freie Durchfuhr ausländischer Waren in das Hinterland der Kolonie 
Angola. 
15. März. (Lissabon.) Prinz und Prinzessin Heinrich von 
Preußen treffen an Bord der „Trafalgar“ zu eintägigem Besuch der 
Stadt ein. 
Ende März. (Kammer.) Beratungen über eine Revision 
des Gesetzes betr. die Trennung von Kirche und Staat. 
Im Lande ist eine starke Bewegung für diese Revision erkennbar. 
20. April. (Kammer.) Annahme einer Amnestievorlage 
betr. die Mitglieder des letzten Kabinetts der Monarchie (Franco)y. 
8. Mai. (Kammer.) Vorlage eines Gesetzentwurfes zur 
wirtschaftlichen Entwicklung der Provinz Angola. 
Es handelt sich hauptsächlich um Ausbau der Häfen und Eisen- 
bahnen. 
9. Mai. Das interimistisch von dem Ministerpräsidenten 
Bernardino Machado verwaltete Ministerium des Auswärtigen 
wird von Ferreira d'Andrade übernommen. 
1. Juni. (Coimbra.) Studentenunruhen. 
Zahlreiche Verhaftungen an diesem und dem folgenden Tag tüber 
200). Einstellung der Vorlesungen. Die Unruhen sollen angeblich von 
monarchistischer und klerikaler Seite verursacht worden sein. 
19. Juni. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Goncalves, 
reicht seine Entlassung ein. 
Er hatte einem Abgeordneten seiner Partei (der Radikalen) die Aus- 
führung einer öffentlichen Arbeit zugewendet: der Auftrag wurde jedoch 
vom Obersten Verwaltungsgericht für ungesetzlich befunden, so daß er vom 
Ministerium für ungültig erklärt werden mußte. 
20. Juni. Ministerkrisis infolge der Angelegenheit des Ministers 
Goncalves, in die auch die beiden andern, der radikalen Partei 
angehörigen Minister (Finanzen und Justiz) verwickelt werden. 
Die Lösung erfolgt nach wenigen Tagen in der Weise, daß das 
Ministerium Machado mit wenigen Veränderungen im Amt bleibt. Machado 
übernimmt interimistisch das Justizministerium. 
1. Juli. Das Parlament wird nach eiliger Durchberatung 
des Staatshaushalts geschlossen; es tritt jedoch am 15. Juli zu einer 
außerordentlichen Tagung zwecks Beratung des Wahlgesetzes wieder 
zusammen. 
Amtlich wird mitgeteilt, daß die Einnahmen für das Rechnungs- 
lahr 1914/15 auf 83388 Conto de Reis, die Ausgaben auf 79647 Conto 
de Reis veranschlagt werden. Es bleibt demnach ein Ueberschuß von 
3741 Conto de Reis. Die Anleihe für die wirtschaftliche Erschließung von 
Angola wurde auf 8000 Conto de Reis festgesetzt.
	        
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