Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Greßbriiannien. (August 6. 7.) 559 
daß es geschah, weil wir glauben, und ich bin sicher, das Land wird es 
glauben, daß wir unser Schwert für eine gerechte Sache ziehen. Wenn ich 
befragt werde, wofür wir kämpfen, so antworte ich mit zwei Sätzen: Erstens, 
um eine feierliche internationale Verpflichtung zu erfüllen, eine Verpflich- 
kung, die, wenn sie im gewöhnlichen Leben zwischen Privatpersonen ein- 
gegangen worden wäre, nicht nur als eine gesetzliche, sondern auch als eine 
Ehrenverpflichtung angesehen worden wäre, die kein sich selbst achtender 
Mann hätte verleugnen können. Zweitens, sage ich, kämpfen wir, um in 
diesen Tagen, wo die Gewalt, die rohe Kraft oft der bestimmende Faktor 
in der Entwicklung der Menschheit zu sein scheint, das Prinzip zu ver- 
fechten, daß die kleinen Nationen nicht dem internationalen guten Glauben 
zuwider durch den eigenmächtigen Willen erdrückt werden. Ich glaube nicht, 
daß jemals eine Nation in einen großen Streit — und dies ist einer der 
größten, den die Geschichte kennen wird — mit einem reineren Gewissen 
und stärkerer Uberzeugung eingetreten ist, daß sie nicht um anzugreifen 
kämpft, nicht einmal um ihre eigenen egoistischen Interessen zu wahren, 
sondern für die Verteidigung von Grundsätzen, deren Aufrechterhaltung ein 
Lebensinteresse für die Zivilisation der Welt ist. Mit der vollen Ueber- 
zeugung nicht nur von der Weisheit und Gerechtigkeit unserer Sache, son- 
dern auch von den Verpflichtungen, die es uns auferlegen, die große Ent- 
scheidung herauszufordern, treten wir in den Kampf ein. 
Der Führer der (konservativen) Opposition Bonar Law, der dem 
Herkommen gemäß die Rede des Premierministers beantwortet, gibt seiner 
Zustimmung zu der Regierungserklärung Ausdruck und spricht der Regie- 
rung das volle Vertrauen seiner Partei aus. Die Kriegskreditvorlage wird 
sodann einstimmig angenommen und die Heeresvermehrung bewilligt. 
6. August. Der „Daily Telegraph“ bringt über die Führung 
des englischen Expeditionskorps folgende Mitteilungen: 
An der Spitze wird der zum Generalinspektor ernannte Feldmarschall 
Sir John French stehen. Als sein Generalstabschef wird Generalmajor 
Sir Archibald Murray fungieren. Die Kavalleriedivision wird von General- 
major Edmund Allenby, der seit vier Jahren für die Ansbildung dieser 
Truppe verantwortlich ist, befehligt werden. Jedes Korps der Expeditions- 
armee besteht aus zwei Divisionen, und zwar wird das erste Korps (erste 
und zweite Division) von Generalleutnant Sir Douglas Haig, das zweite 
Lorps (dritte und vierte Division) von Generalleutnant Sir James Grierson 
und das dritte Korps (fünfte und sechste Division) von Generalmajor 
W. P. Pulteney befehligt werden. Das Oberkommando der in England zu- 
rückbleibenden Streitkräfte wird Sir Jan Hamilton übernehmen. 
7. August. Erlaß betr. die Ausdehnung des Moratoriums in 
England vom 2. August. 
Das Moratorium schließt ein alle vor dem 2. August bis zum 
September fälligen Wechsel, die für einen Monat, jedenfalls aber bis 
zum 4. September, verlängert werden. Die Zinsberechnung für die Pro- 
longationsfrist erfolgt zum Banksatz vom 7. August, also zu 6 Prozent. 
Das Moratorium erstreckt sich auch auf nicht wechselmäßige Zahlungs- 
verbindlichkeiten, soweit diese 5 Pfund Sterling übersteigen. Ausgenommen 
vom Moratorium sind Löhne und Gehälter, Gemeindesteuern, Seefrachten, 
Zinsen und Dividenden, Spareinlagen und anderes. Englische Nieder- 
lassungen auswärtiger Institute sind in das Moratorium ausdrücklich ein- 
geschlossen.
	        
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