XVI.
Rußland.
Anf. Jan. Budget 1916.
Die Budgetkommission der Duma hat ihre Arbeiten für das Budget
1916 abgeschlossen. Die gesamten Einkünfte werden auf 3181 Mill. Rubel,
die Ausgaben auf 3558 Mill. Rubel veranschlagt. Es verbleibt demnach ein
Fehlbetrag von 377 Mill. Rubel, der durch eine Anlrihe gedeckt werden muß.
2. Jan. Der Zar bekennt sich in einer Ansprache an die Ritter
des St. Georgsordens zum „Londoner Vertrag“.
14. Jan. Der Zar erläßt einen Neujahrstagesbefehl an Heer
und Flotte.
2. Febr. An Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurücktretenden
(78jährigen) Goremykin wird Stürmer, Mitglied des Reichsrats, zum
Ministerpräsidenten ernannt.
Goremykin war seit dem 12. Febr. 1914 Ministerpräsident. Das „No-
woje Wremja“ bemerkt zu seinem Abgang: G. fehlte die Fähigkeit, ein
politisches Programm zu entwickeln, das den neuen Lebensverhältnissen
des Landes entsprach, und noch mehr fehlte ihm die Kraft, mit fester Hand
das Staatsschiff in diesen Jahren der schwersten Prüfungen zu leiten. Ueber
seinen Nachjolger urteilen die russ. lib. Zeitungen sehr skeptisch.
2. Febr. Der Heilige Synod hat einen Vorschlag für eine neuc
Kirchenverfassung ausgearbeitet. Derselbe soll der Reichsduma gleich
nach dem Zusammentritt vorgelegt werden.
Die vorgeschlagene Regelung bricht völlig mit dem bisherigen Zustande.
Sie geht aus von dem Grundsatze völliger kirchlicher Selbstverwaltung.
Alle Kirchengebäude und die mit Kirchen verbundenen philanthropischen
Anstalten usw. werden Eigentum der betreffenden Gemeinden.
8. Febr. Ein Kaiserl. Erlaß befiehlt dem Senat, eine durch-
greifende Revision des finnischen Steuersystems durchzuführen.
12. Febr. Das amtl. Organ des Finanzministeriums gibt die
Ausgabe kurzfristiger Obligationen im Betrage von 2 Milliarden
Rubel bekannt.
Mitte Febr. Die Finanzkommission, zu deren Präsident Stürmer
ernannt ist, berät in ihrer ersten Sitzung Anleihen und Steuerfragen.
Die Versammlung wird eingeleitet durch eine Erklärung des Direktors
der Kreditkanzlei, daß es gelungen sei, durch die Vermittlung japanischer
Bankiers eine Anleihe in Japan in Höhe von 50 Millionen YDen zu 5%
aufzunehmen. Die Kommission trifft darauf Bestimmungen über die Auf-
nahme einer inneren Anleihe von 2 Milliarden Rubel, wovon eine Milliarde