Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

schlossenen Erzeugern sehr viel bequemer und bei dem zunehmenden 
Warenmangel und der immer schärfer werdenden Kreditverknappung 
auch sicherer, sich mit den immer zahlungsfähigen Kommunalverwaltun- 
gen in Geschäfte einzulassen als mit dem einzelnen Kaufmann, und so 
kam es sehr bald dahin, daß eine verantwortungsbewußte Kommunal- 
verwalkung vor der Frage stand, entweder den Bezug und Verkauf der 
Waren selbst in die Hand zu nehmen oder zuzusehen, wie die ihr anver- 
traute Stadt wichtige Lebensmittel entbehren mußte. 
Daß derartige Geschäfte bei den meisten Verwaltungen, denen doch 
sachverständige Kaufleute nicht zur Verfügung standen, nicht ohne Schwie- 
righkeiten und Geldverluste vor sich gehen konnten, liegt auf der Hand. 
Hier für nur ein Beispiel: 1916 hatte die Stadt von dem Gemüsebauverein 
Braunschweig einen Vertrag über die Lieferung von täglich 2 Ztr. Spar- 
gel abgeschlossen, den Spargel im Feuerwehrhause verkauft und wenig- 
stens erreicht, daß Einnahme und Ausgabe sich deckten. 1917 hatte sich 
bereits eine mitteldeutsche Spargelzenkrale mit dem Sitz in Potsdam ge- 
bildet, die sich auf so kleine Lieferungen nicht einließ und nur den Bezug 
im Großen gestattete; der Magistrat erhielt also nach langen Verhandlun- 
gen nur eine einmalige Sendung von rund 90 Ztr. Spargel im Werte 
von 5869 4ä. Für diese Menge war aber der Markt nicht aufnahme-- 
fähig. Es wurde nur für 1216 1 frischer Spargel verkauft, und, um 
den Zest nicht verderben zu lassen, sah der Magistrat sich gezwungen, 
den ganzen Bestand einwecken zu lassen und insgesamt 1646 Gläser an 
den Verein der Kolonialwarenhändler zu geben, die für das Literglas 
3,86 KA bezahlen mußten und im Verkauf 4,25 (A1 rechnen durften. Auch 
das gelang nur teilweise, und im Februar 1918 waren noch rund 450 
Gläser übrig. Einen Teil davon bekam nun das Feuerwehrhaus und 
verkaufke ihn für 4 4 je Glas; damit war der bei den Kaufleuten 
lagernde Rest unverkäuflich geworden und mußte gleichfalls dem Feuer- 
wehrhaus zugeführt werden. Schließlich blieben noch 158 Gläser übrig, 
deren Inhalt verdorben war, und das Spargelkonto 1917 schloß mit 
einem Verlust von 556,04 A1 ab. Es ist bezeichnend, daß bei der Ab- 
rechnung der Berichterstatter zu diesem Konto bemerkte, die Stadt habe 
weder den Bedarf noch die Beschaffenheit der Ware gekannk, und eine 
Verantwortung für den WVerlust dürfte niemanden treffen! 
Aber zurück zu jenem ersten Einkauf. 
Der von der Stadt befürchtete Fall eines plötzlichen Notsktandes trat 
nicht ein, und man mußte langsam daran gehen, die erworbenen 
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