gend zu einer Vorratswirtschaft der Städte geraten. Daraufbin beschloß
die Lebensmittelkkommission, das Publikum zur Beschaffung von Fleisch-
dauerwaren anzuhalten, daneben aber selbst geräucherten Speck einzu-
kaufen, der der Versorgung der bedürftigen Bevölkerung dienen sollte.
Als bedürftig wurden 15 000 Menschen angesehen, deren Bedarf je Kopf
und Tag auf 0,10 41, also für 3 Monate auf 135 000 4“ angenommen
wurde; von dieser Summe erschien zunächst ein Viertel als ausreichend,
sodaß der Magistrat beschloß, zunächst 30 O00 414 anzulegen. Um dabei
in erster Linie die heimischen Fleischer zu berücksichtigen, wurde ein An-
gebot der Stolper Fleischerinnung eingeholt. Obwohl deren Mitglieder
von jeher einen umfangreichen Ausfuhrhandel mit Fleischdauerwaren
getrieben hatten, ergab eine Umfrage, daß sie alle zusammen bis 15. 3.
1915 nur ganze 37,2 Ztr. Speck liefern könnten. Bei dieser immerhin
befremdlichen Sachlage war der Magistrat gezwungen, den Speck aus-
wärts zu bestellen, und er erhielt auch ohne Schwierigkeiten rund 500
Ztr. Speck, die in der Mittelschule eingelagert wurden. Inzwischen hatte
der Städtetag seine Ansicht, daß eine Fleischknappheit drohe, offenbar
einer Nachprüfung unterzogen: entsprechend der vom Minister ausgege-
benen Parole, daß zuviel Schweine vorhanden seien, gab er der Meinung
Ausdruck, daß das Hauptziel darin liege, möglichst bald möglichst viel
Schweine zu beseitigen. Fast gleichzeitig erging eine Verfügung des
Regierungspräsidenten, daß Stolp den Betrag von 15 4 je Kopf der
Bevölkerung zur Beschaffung von Speck und Fleisch als das Mindeste
ansehen müsse, was später festgesetht werden würde.') Damik begann
für die maßgebenden Stellen der Stadtverwaltung eine ungeheure
Arbeit. Es mußte zunächst ein Kredit über rund 600 000 4 bewilligt
werden, über dessen Dechung man sich nicht recht klar war. Sodann
waren Vorbereitungen zu treffen, um den zu erwartenden Ansturm von
Schweinen sachgemäß zu verarbeiten und dabei doch so wirtschaftlich wie
möglich zu verfahren. Hierzu bedurfte es endloser Verhandlungen mit
der Fleischerinnung, um festzustellen, wieviel Schweine man kaufen
könne, wenn die Herstellungskosten des Pötkelfleischs zum Einkaufspreis
zugerechnet würden, wieviel der herzustellende Speck kosten würde, welche
Verkaufszuschläge den Fleischern zuzubilligen sein würden, und das
Ergebnis war am 17. 2. 15 ein eingehender Vertrag mit der Fleischer-
*) JB. In Neustettin legten als Zeichen des Protestes gegen diese Anord-
nung sämtliche Stadträte ihr Amt nieder!
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