Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

Daneben ging die Versorgung der Stadt mit Süßwasserfischen, die ja 
für die Ernährung der Einwohnerschaft keine wesentliche Rolle spielt. 
Sie soll hier nur erwähnt werden, um zu zeigen, wie stark auch ein so 
bedeutungsloses Gebiet der Ernährungswirtschaft durch bürokratische 
Hemmungen gestört werden konnte. — Selbstverständlich hatte sich auch 
für dies Gebiet bereits eine Zentrale gebildet, die Kriegsgesellschaft für 
Teichfischverwertung, die die Verteilung der vorhandenen Teichfische in 
die Hand nahm. Allerdings ist hier aus den Akten nicht zu ermitteln, 
nach welchen Grundsätzen die Verteilung vor sich gegangen ist, obwohl 
ein solcher Schlüssel zweifellos bestanden hat. Vorher hatte der Kauf- 
mann seine Fische frei verkaufen können. Einmal hatte der Magistrat 
versucht, Höchstpreise festzusetzen mit dem Erfolg, daß sofort Schleie und 
Karpfen vom Markte verschwanden und der Magistrat seine Verord- 
nung wieder zurüchnehmen mußte. Es ist freilich schwer, ein zusehen, aus 
welchen Gründen überhaupt Höchstpreise festgesettt wurden, nachdem 
schon im Dezember 1914 der Oberbürgermeister klar ausgesprochen hatte, 
daß Höchstpreise immer sofort zu Mindestpreisen werden müßten und 
infolgedessen den Verbraucher mehr schädigten als ihm nutzten. 
Nach Einrichtung der Kriegsgesellschaft wurden der Stadt nur ganz 
geringe Mengen von Süßwasserfischen geboten, einmal ganze 31 Zitr. 
für ein Jahr, sodaß praktisch kaum jemand solche Fische bekommen 
konnte. Die Stadt versuchte alles Mögliche: sie wollte erreichen, daß alle 
im Kreise gefangenen Fische nach Stolp kämen; dafür bestand teine 
rechtliche Grundlage. Sie wollte mit den Fischern in Gr.-Garde ein Ab- 
kommen treffen; die brauchten aber angeblich neue Ne#tßze, die der Magi- 
strat ihnen besorgen sollte, und dazu mußte man sich erst an einen in 
Köslin sitzenden Vertrauensmann wenden, der aber kein Fachmann, son- 
dern ein Regierungsrat war, und durfte dann erst an den Ausschuß für 
Fischereibedarf in Berlin herantreten. Dies Verfahren war also zu um- 
ständlich. Schließlich versuchte die Stadt sogar in reiner Verzweiflung, 
den Garder See zu pachten, doch auch das gelang nicht, ebensowenig wie 
die Pachkung anderer Landseen, und so blieb die Versorgung mit Süß- 
wasserfischen ein ewig ungelöstes Problem. 
Auch die 3E. meldete sich einmal, um die Fischversorgung zu er- 
leichtern, indem sie Konserven und Heringe zu einem bestimmten Preise 
anbot. Stolp bestellte eiligst 66 Tonnen Heringe, aber nur mit dem 
Erfolge, daß die 3E. schrieb, sie sammele nur Bedarfsanmeldungen und 
wisse nicht, ob überhaupt Ware verfügbar seil 
2 17
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.