Daneben ging die Versorgung der Stadt mit Süßwasserfischen, die ja
für die Ernährung der Einwohnerschaft keine wesentliche Rolle spielt.
Sie soll hier nur erwähnt werden, um zu zeigen, wie stark auch ein so
bedeutungsloses Gebiet der Ernährungswirtschaft durch bürokratische
Hemmungen gestört werden konnte. — Selbstverständlich hatte sich auch
für dies Gebiet bereits eine Zentrale gebildet, die Kriegsgesellschaft für
Teichfischverwertung, die die Verteilung der vorhandenen Teichfische in
die Hand nahm. Allerdings ist hier aus den Akten nicht zu ermitteln,
nach welchen Grundsätzen die Verteilung vor sich gegangen ist, obwohl
ein solcher Schlüssel zweifellos bestanden hat. Vorher hatte der Kauf-
mann seine Fische frei verkaufen können. Einmal hatte der Magistrat
versucht, Höchstpreise festzusetzen mit dem Erfolg, daß sofort Schleie und
Karpfen vom Markte verschwanden und der Magistrat seine Verord-
nung wieder zurüchnehmen mußte. Es ist freilich schwer, ein zusehen, aus
welchen Gründen überhaupt Höchstpreise festgesettt wurden, nachdem
schon im Dezember 1914 der Oberbürgermeister klar ausgesprochen hatte,
daß Höchstpreise immer sofort zu Mindestpreisen werden müßten und
infolgedessen den Verbraucher mehr schädigten als ihm nutzten.
Nach Einrichtung der Kriegsgesellschaft wurden der Stadt nur ganz
geringe Mengen von Süßwasserfischen geboten, einmal ganze 31 Zitr.
für ein Jahr, sodaß praktisch kaum jemand solche Fische bekommen
konnte. Die Stadt versuchte alles Mögliche: sie wollte erreichen, daß alle
im Kreise gefangenen Fische nach Stolp kämen; dafür bestand teine
rechtliche Grundlage. Sie wollte mit den Fischern in Gr.-Garde ein Ab-
kommen treffen; die brauchten aber angeblich neue Ne#tßze, die der Magi-
strat ihnen besorgen sollte, und dazu mußte man sich erst an einen in
Köslin sitzenden Vertrauensmann wenden, der aber kein Fachmann, son-
dern ein Regierungsrat war, und durfte dann erst an den Ausschuß für
Fischereibedarf in Berlin herantreten. Dies Verfahren war also zu um-
ständlich. Schließlich versuchte die Stadt sogar in reiner Verzweiflung,
den Garder See zu pachten, doch auch das gelang nicht, ebensowenig wie
die Pachkung anderer Landseen, und so blieb die Versorgung mit Süß-
wasserfischen ein ewig ungelöstes Problem.
Auch die 3E. meldete sich einmal, um die Fischversorgung zu er-
leichtern, indem sie Konserven und Heringe zu einem bestimmten Preise
anbot. Stolp bestellte eiligst 66 Tonnen Heringe, aber nur mit dem
Erfolge, daß die 3E. schrieb, sie sammele nur Bedarfsanmeldungen und
wisse nicht, ob überhaupt Ware verfügbar seil
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