Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

sidenten, daß Stolp seit der Einrichtung der FHH. verhältnismäßig weni— 
ger Fisch bekomme als die größeren Städte des Inlands. Am 10. 1. 18 
seien 8 Tonnen Heringe geliefert worden, seitdem nichts mehr; die Ver- 
bitterung in der Bevölkerung steige von Tag zu Tag, und es sei dringend 
nötig, daß endlich einmal Heringe geliefert würden. Auf diese Eingabe 
hin erfolgte monatelang nichts, sodaß der Magistrat sie am 17. 12. 18 
wiederholte. Aun endlich Kkamen 23 Tonnen Heringe, aus denen unge- 
fähr auf den Kopf der Bevölkerung ein Hering gegeben werden konnte, 
sodaß das Bedürfnis auch nicht annähernd befriedigt wurde. Es muß 
festgestellt werden, daß der Magistrat, der bis dahin die Fischversorgung 
der Stadt auf eigene Gefahr immerhin wenigstens aufrecht erhalten 
hatte, durch seinen Beitritt zur FU UH., der erfolgen mußte, weil die Stadt 
Gefahr lief, ohne ihn ganz ohne Fische zu bleiben, nicht das Geringste 
erreichte und obendrein von den Einwohnern noch der Schuld an der feh- 
lenden Fischversorgung geziehen wurde. Daß schließlich im Februar 1919 
das Konto Fischhandel mit einem Gewinn von 11 675,32 44 abschloß, 
konnte niemanden für die ungeheure Mühe und Arbeit entschädigen, die 
umsonst aufgewendet worden war. Daß die Gewinne des von der FHH. 
bestellten einzigen Abnehmers für Stolp und Schlawe nicht festgestellt 
werden können, ist zweifellos für die Aachwelt bedauerlich. 
Die umfangreichste eigene Unternehmung des Magistrats betraf un- 
streitig die Beschaffung von Gemüse, das zwar, wie alle irgendwie zum 
Verkauf gebrachten Dinge, mit Höchstpreisen belastet, aber sonst unbe- 
schränkt im Handel zu haben war. 
In den ersten Kriegsjahren hatten auf dem Gemüsemarkt noch etwa 
die gewohnten friedensmäßigen Verhälknisse geherrscht, d. h. die Händ- 
ler hatten ihre Ware freihändig beim Erzeuger kaufen und unbeschränkt 
wieder verkaufen können. Allmählich aber war bei den leitenden Behör- 
den doch das Bedürfnis nach Zentkralisation hervorgetreten, aus dem 
heraus die Zeichsstelle für Obst und Gemüse (RO.) erwachsen war, 
und weiterhin der Wunsch, auch in kleineren Bezirken die Gemüseerzeu- 
gung- und -erwertung zu vereinheitlichen. Es entstand schließlich am 
18. 1. 1917 die Pommersche Gemüsebau- und Verwertungggesellschaft 
in Stettin (G.) und zwar, nach dem gleichen Grundsatz wie die FH., 
als Unternehmung einzelner Kommunalverbände, an der die Stadt Stolp 
sich mit 10 000 4 beteiligte. 
Das Jahr 1917 ließ die PG. einstweilen noch im Hintergrund. In 
der Hauptsache trat die RO. hervor, die in Stolp auch eine Abnahme- 
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