Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

vernichtet wurde, war die Gesamternte doch so reich, daß die Stadt nicht 
recht mit ihr fertig wurde. Im August 1918 mußte sich deshalb der 
Magistrat entschließen, größere Mengen von Gemüse zum Dörren zu 
geben und sogar einen Teil der eingegangenen Waren unter dem Höchst- 
preise abzugeben. Zur Sicherung der Ernährung für den Winter wurde 
auch in der Kriegshüche ein Posten von rund 500 Ztr. Sauerkraut her- 
gestellt. 
Alle diese Maßnahmen waren zweifellos getragen von voraus- 
schauender Fürsorge und von diesem Standpunkt aus gesehen ungemein 
zweckmäßig. Es wurde dabei nur ein Punkt nicht in Rechnung gestellt, 
der die „Kalkulation“", um einmal einen kaufmännischen Ausdruck zu 
wählen, sehr wesentlich beeinflussen mußte, nämlich das Ende des Krie- 
ges, das eintrat, während jene Maßnahmen zum Teil noch in der Aus- 
führung begriffen waren. Mit dem Augenblichk des Friedensschlusses 
änderten sich nicht nur die Verhältnisse auf dem Nahrungsmittelmarkt 
grundlegend, sondern auch die Ansprüche des Publikums, das begreif- 
licherweise von der bescheidenen Kriegsernährung nichts mehr wissen 
wollte. Infolgedessen blieb die Stadt mit ihren Vorräten sitzen und 
mußte erhebliche Verluste mit in Kauf nehmen. 
Zuerst waren es die im Kriege schon mit KRecht so unbeliebten 
Wruken, von denen die Stadt einen Vorrat von rund 600 Ztr. besaß: 
die wollte niemand mehr essen, in Erinnerung an den so peinlichen Kohl- 
rübenwinter 1917, und so war die Stadt gezwungen, ihren Bestand im 
März 1919 mit einem Verlust von 1125 A1 abzustoßen. Schlimmer stand 
es mit dem Vorrat an Sauerkraut. Die Herstellungskosten hatten je 
Pfund rund 20 Pfg. betragen; der Preis sank aber nach dem Friedens- 
schluß so rasch, daß, als der Magistrat sich zum Verkauf entschloß, der 
Marktpreis für Wiederverkäufer nur noch 10 O.fg. betrug, sodaß der 
Absatz nur unter erheblichem Verlust und allerhand anderen Schwierig- 
keiten erfolgen konnte. Am schwierigsten wurde der Absatz des Dörr- 
gemüses, von dem Stolp einschließlich der von den Zentralstellen gelie- 
ferten Vorräte rund 200 Ztr. besaß. Die Gestehungskosten in Stolp 
hatten sich auf 240 41 je Ztr. belaufen, aber schon im Spätsommer 1919 
wurde Dörrgemüse von der landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft mit 
35 A angeboten. In Stolp wurden mit Rücksicht auf die minderwer- 
tige Beschaffenheit der Ware sogar nur 30 A4 geboten. Die Skadk tat 
ihr Möglichstes, um von auswärts, auch von der Zentralstelle für Trock- 
nungswesen, einen besseren Preis zu erzielen, doch umsonst. Schließlich 
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