vernichtet wurde, war die Gesamternte doch so reich, daß die Stadt nicht
recht mit ihr fertig wurde. Im August 1918 mußte sich deshalb der
Magistrat entschließen, größere Mengen von Gemüse zum Dörren zu
geben und sogar einen Teil der eingegangenen Waren unter dem Höchst-
preise abzugeben. Zur Sicherung der Ernährung für den Winter wurde
auch in der Kriegshüche ein Posten von rund 500 Ztr. Sauerkraut her-
gestellt.
Alle diese Maßnahmen waren zweifellos getragen von voraus-
schauender Fürsorge und von diesem Standpunkt aus gesehen ungemein
zweckmäßig. Es wurde dabei nur ein Punkt nicht in Rechnung gestellt,
der die „Kalkulation“", um einmal einen kaufmännischen Ausdruck zu
wählen, sehr wesentlich beeinflussen mußte, nämlich das Ende des Krie-
ges, das eintrat, während jene Maßnahmen zum Teil noch in der Aus-
führung begriffen waren. Mit dem Augenblichk des Friedensschlusses
änderten sich nicht nur die Verhältnisse auf dem Nahrungsmittelmarkt
grundlegend, sondern auch die Ansprüche des Publikums, das begreif-
licherweise von der bescheidenen Kriegsernährung nichts mehr wissen
wollte. Infolgedessen blieb die Stadt mit ihren Vorräten sitzen und
mußte erhebliche Verluste mit in Kauf nehmen.
Zuerst waren es die im Kriege schon mit KRecht so unbeliebten
Wruken, von denen die Stadt einen Vorrat von rund 600 Ztr. besaß:
die wollte niemand mehr essen, in Erinnerung an den so peinlichen Kohl-
rübenwinter 1917, und so war die Stadt gezwungen, ihren Bestand im
März 1919 mit einem Verlust von 1125 A1 abzustoßen. Schlimmer stand
es mit dem Vorrat an Sauerkraut. Die Herstellungskosten hatten je
Pfund rund 20 Pfg. betragen; der Preis sank aber nach dem Friedens-
schluß so rasch, daß, als der Magistrat sich zum Verkauf entschloß, der
Marktpreis für Wiederverkäufer nur noch 10 O.fg. betrug, sodaß der
Absatz nur unter erheblichem Verlust und allerhand anderen Schwierig-
keiten erfolgen konnte. Am schwierigsten wurde der Absatz des Dörr-
gemüses, von dem Stolp einschließlich der von den Zentralstellen gelie-
ferten Vorräte rund 200 Ztr. besaß. Die Gestehungskosten in Stolp
hatten sich auf 240 41 je Ztr. belaufen, aber schon im Spätsommer 1919
wurde Dörrgemüse von der landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft mit
35 A angeboten. In Stolp wurden mit Rücksicht auf die minderwer-
tige Beschaffenheit der Ware sogar nur 30 A4 geboten. Die Skadk tat
ihr Möglichstes, um von auswärts, auch von der Zentralstelle für Trock-
nungswesen, einen besseren Preis zu erzielen, doch umsonst. Schließlich
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