Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

kräge in die Brotbücher, scheinen den Bächern beträchtliche Schwierig- 
keiten gemacht zu haben. Wenigstens hören wir immer wieder aus den 
Akten, daß die Bäcker oder doch einzelne Bäcker mit der Aufgabe nicht 
fertig wurden und vor allen Dingen Brot ohne Marken oder auf noch 
nicht gültige Marhken abgaben; sicher nicht aus böser Absicht, sondern 
aus rein menschlichem Mitgefühl mit den Kunden, die mit ihrem Brot 
schlecht gewirtschaftet hatten und nun vom Bäcker Hilfe aus dringender 
Not erwarteten. Daß der Magistrat dagegen mit Strafen einschreiten, 
wiederholt sogar die vorübergehende Schließung einer Bächkerei verfügen 
mußte, wird ihm nicht immer leicht gefallen sein. 
Offensichtlich sehr viel schwerer wurde es den Bächern, sich den 
immer neuen Aufgaben anzupassen, die das wechselnde Ausmahlungs- 
verhältnis des Getreides und die wechselnden Strechungsmittel ihnen 
stellten. Kein Bäcker hatte ja gelernt, ein Brot aus einem zu 94 c% 
ausgemahlenen Mehl herzustellen oder einen 10 cq igen Zusatz von 
Frischkartoffeln zu verwenden, und so nehmen die Klagen über diese 
Dinge kein Ende. Schon im August 1915 kam eine Beschwerde, daß 
es nicht möglich sei, aus 5 Pfd. Mehl 7 Semmeln zu je 75 gr herzu- 
stellen, daß man dazu vielmehr mindestens 450 gr Mehl haben müsse. 
Der Magistrat bewilligte 400 ar, stellte dann aber durch eine Umfrage 
fest, daß an anderen Orten überall verschiedene Zahlen angegeben wur- 
den: 1 Pfd. Brot ließ sich demnach mit 335—360 gr Mehl herstellen, 
ein Pfd. Semmel mit 360—420 gr. Ein ebenso unklares Ergebnis hatte 
der Magistrat, als ein Jahr später die Bäcker behaupketen, daß bei dem 
zu 94 ausgemahlenen Mehl aus einem Ztr. Mehl sich nur 129 Pfd. 
Brot herstellen ließen und er wieder eine Umfrage veranstaltete. Danach 
wurden in anderen Städten aus einem Zir. Mehl zwischen 125 und 136 
Pfd. Brot hergestellt, sodaß er sich für einen Mittelweg entschied und 
den Bäckern aufgab, 132 Pfd. Brot aus dem Ztr. Mehl zu erbacken. 
Mehrfach in den ersten Kriegsjahren wandte der Magistrat sich in 
Zeikungsartikeln und persönlichen Ansprachen an das vaterländische 
Empfinden der Bäcker, um eine genaue Befolgung der erlassenen 
Bestimmungen zu erzielen. Einen vollen Erfolg hatte er nicht immer, 
zumal die Preisbildung für Brot immer nur sehr zögernd und verspätekt 
erfolgte und so die Bäcker nicht ganz selten Grund hatten, sich ekwas 
benachteiligt zu fühlen. Wenn auch längere Zeit hindurch der Magi- 
strat den Bäckhern das Mehl unter dem Höchstpreis abgab, um den Brot- 
preis auf erträglicher Höhe zu halten, so war diese Maßnahme doch 
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