Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

Die RK. überwies der Stadt nunmehr zunächst 15 000 Ztr., die aus 
dem Landkreis Stolp gegeben werden sollten. Der Magistrat wandte 
sich daraufhin an den maßgebenden Beamten im Kreisausschuß und er- 
hielt dessen Einverständnis dahin, daß er sich wie bei Lieferung des Win- 
terbedarfs direkt mit dem Kommissionär des Landkreises in Verbindung 
setzte. Obwohl die Stadt dringend Kartoffeln brauchte, verbok der Land- 
rat dies Verfahren. Ein freundlicher Hinweis der Stadt auf die not- 
wendige Wahrung des guten Verhältnisses zwischen Stadt und Land er- 
zielte nur eine sehr gereizte Antwort: der Landrat wisse nicht, ob er 
überhaupt liefern könne, da der Kreis 400 000 Ztr. an Notstandsliefe- 
rungen aufzubringen habe; er werde vielleicht 1000 Ztr. wöchentlich lie- 
fern (bei einem Tagesbedarf von 200 Zitr.!); der Hinweis auf die Wah- 
rung des guten Verhältnisses zwischen Stadt und Land sei fast beleidi- 
gend, denn gerade der Magistrat habe alle Ursache, auf die Wahrung 
dieses Verhällnisses bedacht zu sein. 
Es liegt hier wieder der gleiche Tatbestand vor wie bei der Getreide- 
lieferung: mit dem Augenblick, wo der Landkreis amtlich beauftragt 
wurde, für die Stadt Kartoffeln zu liefern, kam es zu schweren Konflik- 
ten, bei denen wir die Schuld keinesfalls bei der Stadt zu suchen haben. 
Am 16. 5. 16 waren die letzten vom Magistrat gelagerten Kartof- 
feln ausgegeben und nur bei den Lazaretten ein kleiner Vorrat für 
2 Tage vorhanden. Der Kreisausschuß aber teilte auf Anruf nur mit, 
daß „weitere Zuweisungen von Kartoffeln nicht beabsichtigt“ seien. Da- 
bei hatte die Stadt von den bis 31. 5. zugewiesenen 20 000 Ztr. kaum 
8000 erhalten. Als der Oberbürgermeister sich persönlich einsehzte, erhielt 
er die telephonische Zusicherung, daß morgen oder übermorgen ein Wag- 
gon geliefert werden würde. Dem folgte aber schon am nächsten Tage 
ein Brief des Landrats, daß er bei der Provinzialkarkoffelstelle eine 
Nachprüfung des Bedarfs der Stadt beantragt habe und bis zur Ent- 
scheidung nichts mehr liefern werde. Hierzu kam am 22. 5. die Erläu- 
kerung, daß nach Schätzung des Landrats 2500 Ztr. in kleinen Mengen 
aus dem Landkreis einge führt seien, die auch auf die Lieferungen ange- 
rechnet werden müßten. An solchen Kartoffeln konnte der Magistrat 
870 Ztr. nachweisen; als er vom Landrat ein Verzeichnis der ohne sein 
Wissen nach Stolp eingeführten Kartoffeln und deren Empfänger ver- 
langte, war keine Antwort zu erhalten. Schließlich wurde in einer ge- 
meinsamen Besprechung vom 24. 5. zwischen dem Landrat, dem Ober- 
bürgermeister und dem Regierungspräsidenten Friede geschlossen. 
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