Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

hätten, auch eine nochmalige Betonung der Ansicht des Kriegsernäh— 
rungsamts, daß die Gebühr nicht zu zahlen sei, hatten keinen Erfolg. 
Inzwischen ging die Kartoffelversorgung weiter. Da erklärte am 8. 
11. 16 der Landkreis, daß er die Lieferungen einstelle, und zwar mit 
der Begründung, daß Stolp bereits ½ seines Bedarfs erhalten habe, 
andere Kommunalverbände, die der Landkreis auch versorgen müsse, wie 
Essen und Dortmund, noch nicht ½. Während noch Verhandlungen 
über die Höhe der der Stadt noch zustehenden Menge schwebten, wurde 
die Tageskopfmenge auf /4 Pfd. herabgesetzt und gleichzeitig Ersatz der 
ekwa fehlenden Kartoffeln durch Kohlrüben angekündigt. Trot dieser 
Herabsetzung wurden die Vorräte aber so knapp, daß Ende Januar trotz 
des berrschenden Frostes Kartoffeln aus Reitz herangeschafft werden 
mußten, weil der Magistrat „nicht eine Kartoffel vorrätig hatte“. Oben- 
drein wurden noch Unregelmäßigkeiten in der Kartoffelbelieferung enk- 
decht: es wurden Kartoffeln ausgegeben, ohne daß den Empfängern die 
Scheine abgefordert wurden, und bei der Abnahme am Bahnhof bestand 
keine regelrechte Kontrolle, sodaß damals vielleicht erhebliche Mengen 
der öffentlichen Bewirtschaftung verloren gegangen sind. Um alles auf- 
zubringen, was möglich war, erging Anweisung, in den Haushaltungen 
alle nach der Tagesmenge von ¾ Pfd. nicht nötigen Kartoffeln zu 
beschlagnahmen und im Bollmann'schen Speicher abzuliefern; auch wurde 
der Markenzwang jetzt auf die Gastwirtschaften ausgedehnt. Ein Vor- 
wurf von maßgebender juristischer Stelle, daß die Beschlagnahme in den 
Haushaltungen rechtswidrig sei, blieb nicht aus, doch wußte sich der 
Magistrat mit der dringenden Not zu entschuldigen, die die plößliche 
starte Kälte und die Angst vor dem Ausbleiben weiterer Zufuhren her- 
vorgerufen hatten. Gerade in dieser kritischen Zeit häuften sich Klagen 
der Einwohner über die städtische Karktoffelausgabestelle, die Rüchksichts- 
losigkeit der dort beschäftigten Arbeiter und die mangelnde Eignung des 
Kellers, sodaß dem Magistrat auch von dieser Seite her noch wieder be- 
sondere Arbeit und Last erwuchs. 
Die Lieferungen aus dem Landkreis gingen immer unvollkommen 
ein. Der Kreisausschuß entschuldigte das damit, daß er die Stadt nur 
„im anteiligen Verhältnis“ zu den übrigen von ihm zu beliefernden 
Bedarfsstellen versorgen könne. Auch diese Mitteilung war wieder ein 
Anlaß zum Konflikt. Die Stadt vertrat in Uebereinstimmung mit dem 
Oberpräsidenken den Standpunkt, daß dies an sich korrekte Verhalten 
von den Stolpern durchaus nicht verstanden würde, zumal tatsächlich 
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