Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

der Vorräte, der Einkauf an den städtischen Stellen — zuletzt neben dem 
Feuerwehrhaus auch in der Reitbahn — sehr viel Unbequemlichkeiten 
und Aerger mit sich gebracht haben, liegt auf der Hand, doch scheint 
gerade die Kartoffelversorgung, wohl wegen der den Friedensverhältnis—- 
sen angenäherten Art, von allen Zweigen der Zwangswirtschaft die ge- 
ringste Unzufriedenheit bervorgerufen zu haben. Beschwerden gab es 
wohl oft, aber bei der entgegenkommenden Art des Magistrats, der die 
von ihm gelieferten Kartoffeln gern umtauschte, konnte größerer Aerger 
nicht aufkommen. 
Ein Abschluß des „Karkoffelkontos“ liegt in den Akten nicht vor. 
3. Fleisch. 
Vährend des ganzen Krieges ist das Bild keiner Berufsklasse so 
sehr „von der Parteien Haß und Gunst verzerrt“ worden als das der 
Fleischer und auf keinem Gebiet der Zwangswirtschaft haben sich soviel 
Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten ergeben, wie gerade auf dem der 
Fleischversorgung. Wir glauben uns deshalb berechtigt, dies Gebiet be- 
sonders eingehend zu behandeln, zumal es die inneren Schwierigkeiten 
einer Zwangsbewirtschaftung am klarsten aufzeigt. 
Bereits im zweiten Kriegsmonat wurde in der Presse wiederholt 
darüber geklagt, daß seit Kriegsbeginn die Fleischpreise unangemessen 
hoch seien, sogar 10—20 HPfg. höher als in Berlin, und im November 
1914 mußte der Magistrat amtlich feststellen, daß die Fleischer in Stolp 
ihre Ware durchweg um 5—20 Dsg. höher berechneten als ihre Berufs- 
genossen in Köslin. Der Oberbürgermeister versuchte eine persönliche 
Einwirkung auf den Vorstand der Fleischerinnung und erreichte auch 
das Versprechen, daß in Zuhunft die Preise den Köslinern angepaßt 
werden würden, aber krotzdem hörten die Klagen über zu hohe Fleisch-- 
preise nicht auf. Schon im Januar 1915 gab ein Ungenannter (der Magi- 
strat?) im örtlichen Teil der Zeitung für Hinterpommern der Anisicht 
Ausdruck, daß bei Fortdauer der hohen Preise für Schweinefleisch in 
absehbarer Zeit mit der Einführung der Zwangswirtschaft gerechnet 
werden müsse! Diese letztere Bemerkung lockte freilich einen anderen 
Kenner der Verhältnisse auf den Plan, der an der gleichen Stelle „von 
unterrichleter Seite“ mitteilen ließb, daß an die Festsetzung von Höchst- 
preisen für Fleisch nicht gedacht würde. 2 Tage später wollte der Ober- 
bürgermeister wegen der immer noch steigenden Preise Höchstpreise fest- 
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