Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

I. die reine Kommunalwirtschaft. 
Die Kriegswirtschaft in Stolp beginnt nicht erst, wie man glauben 
sollte, mit der Einführung der Zwangswirtschaft, sondern schon sehr viel 
früher, und zwar mit dem Tage, an dem die Stadt sich in die bis dahin 
ungestörte Verbindung vom Erzeuger über den Zwischenhändler zum 
Verbraucher einschaltete. Daß dabei die Stadt keinen eigenen Geschäfts- 
betrieb eröffnete, der irgendwie auf Erzielung von Gewinn gerichtet 
war, ist hier nicht wesentlich: im Vordergrund steht für unsere Betrach- 
tung, daß dabei notwendig eine Störung des gewohnten freien Handels 
eintreten mußte. 
Der denkwürdige Tag, an dem für Stolp die so unerfreuliche Zeit 
der Kriegswirtschaft begann, war der 14. 8. 1914, an dem die Stadtver- 
ordnetenversammlung den Beschluß faßte, eine Kommission zur Versor- 
gung der Stadt mit Lebensmitteln zu wählen, die aus 6 Mitgliedern 
sowie dem II. Bürgermeister bestand. Der Beschluß wurde begründet 
mit der Möglichkeit, daß in absehbarer Zeit große Transporte von Ver- 
wundeten und Gefangenen nach Stolp kämen und daß gleichzeitig eine 
Verstopfung des Eisenbahnverkehrs eintreten könnte, also mit ähnlichen 
Erwägungen, wie sie damals viele Privatleute zu einem rüchsichtslosen 
Hamstern aller geeigneten Lebensmittel veranlaßten. Es ist aber durch- 
aus nicht unwahrscheinlich, daß im Hinblick auf die bereits am 3. August 
von der Polizei gemeldeten üblen Preistreibereien die Stadt mit der 
Möglichkeit rechnete, durch einen Beschluß in der genannten Zichtung 
preisregelnd wirken zu können. Dafür spricht wenigstens eine bald 
danach, am 12. 9., vom Magistrat ergangene Mitteilung im örtlichen 
Teil der Zeitung, daß er die sinnlosen Preissteigerungen, insbesondere 
für Fleischwaren verurteile und deshalb selbst Schweine in größerer 
Menge schlachten und das Fleisch zu billigem Preise verkaufen lassen 
wolle. 
Die Kommission beschloß, zunächst für einen Zeitraum von 2 Mona- 
ken die Hälfte des Bedarfs der Bevölkerung sicherzustellen, die mit Ein- 
rechnung der näheren, in der Versorgung von Stolp abhängigen Umge- 
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