Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

der Kundenliste und die Zahl und das Alter der zum Haushalt gehören— 
den Personen enthielt; einen besonderen Abschnitt dieser Karte, der die 
gleichen Angaben enthielt, mußte der Kaufmann ausfüllen und zurück— 
behalten; nach Ablauf der Frist, innerhalb der die Kunden sich melden 
sollten, mußten Kundenkarten und Kundenliste dem städtischen Lebens- 
mittelamt zur Genehmigung vorgelegt werden; jeder Ladeninhaber war 
verpflichtet, seine Kunden so einzuteilen, daß Ansammlungen nicht entkste- 
hen konnten. Nach dieser Anweisung wurde bis zum Ende der Zwangs- 
wirtschaft verfahren. 
Es war verhältnismäßig einfach, eine solche Regelung der Butter- 
verteilung zu treffen, sehr viel schwieriger aber, die Bukter, die man ver- 
teilen wollte, überhaupt zu bekommen:; nirgends hat sich der Mangel an 
Organisation und die völlige Hilflosigkeit der leitenden Stellen gegenüber 
den plötzlich auftretenden Anforderungen der Kriegswirtschaft deutlicher 
gezeigt als gerade auf dem Gebieke der Butterversorgung, und wenn 
irgendwo von einer Schuld dieser Stellen an dem Versagen der Organi- 
sation gesprochen werden kann, so ist es hier. 
Die Beschlagnahme von 15 Jr der Buttererzeugung vom 1. 1. 16 an, 
die bereits erwähnt wurde, machte den Anfang. Da die Molkerei Stolp 
einen erheblichen Teil ihrer Butterer zeugung vertraglich festgelegt hatte, 
war die Stadt von vornherein benachteiligt. Alle Einsprüche nutzten 
nichts, sondern man erhielt nur durch 3E. die magere Auskunft, daß 
die vorhandene Butter nach einem bestimmten Schlüssel den Provinzen 
überwiesen und durch die Oberpräsidenten weiter verkeilt würde. Unter- 
dessen ging die zuständige Buttermenge rasch zurüch; im März waren es 
noch 125 gr Butter, im Juni bereits nur noch 125 gr Fett überhaupt, 
und wenige Tage später wurde bekannt gegeben, daß nur solche Gemein- 
den beliefert — d. h. von der 3E. beliefert — werden könnten, deren 
Wochenkopfration höchstens 90 gr betrage. Auch diese geringe Menge 
konnte Stolp nicht aufbringen. Der Magistrat bemühte sich immer wie- 
der um Buktter, verhandelte mit 17 auswärtigen Molkereien, kämpfte 
mit allen vorgesetzten Behörden, aber er erreichte nichts als schließlich 
eine bescheidene Margarinelieferung und einmal sogar 6 ganze JFässer 
mit Bukter, die aus Stektin kamen. Dann wurde die Butterstelle des 
Molkereiverbandes für Pommern gegründet, die helfen sollte. Der Magi- 
strat wandte sich auch dahin, erhielt aber nur die wenig tröstliche Aus- 
kunft, daß die Butterstelle nichts liefern könne und für Kreise, die zum 
Bereich des stello. Generaltommandos in Danzig gehörten, überhaupt 
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