wesentlich geringer gewesen zu sein scheint, als die Steigerung der Milch-
preise. Wir erinnern uns aus dem Kapitel über die Butterversorgung
an den Zeitungskrieg zwischen dem Magistrat und dem landwirtschaft-
lichen Verein, der die Preisbildung für Milch großenteils zum Gegen-
stand hatte. Zum mindesten in zeitlichem Zusammenhang mitl diesem
Zeitungskrieg äußerte die Molkerei die Absicht, für Familien mit einem
Einkommen von weniger als 1500 44 und mit Kindern unter 5 Jahren
die Vollmilch 2 Pfg. unker dem Marktpreis zu geben. Der Magistrat
nahm dies Anerbieken dankbar an und veranstaltete eine Umfrage, die
einen Bedarf von 2000 1 täglich ergab; für diese 2000 1 sollten vom
Magistrat nun Milchkarten ausgegeben werden. Leider mußten alle,
die an der Milchverbilligung teilzuhaben hofften, eine Enktäuschung erle-
ben. Am 1. 11. 15 sollte die Verbilligung in Kraft kreten; aber am
30. 10. zog die Molkerei ihr Angebot zurück, weil nach einer Bundes-
raksverordnung vom 22. 10. jetzt Höchstpreise für Milch festgesebt wer-
den sollten.
Auch diese Höchstpreise — 18 Pfg. je Liter — erschienen dem Magi-
strat für die ärmeren Bevölkerungsschichten noch zu hoch, sodaß er sich
veranlaßt sah, seinerseits eine Verbilligung in die Wege zu leiten. Vom
1. 2. 16 an wurde Familien mit einem Einkommen unter 2000 A1 und
mindestens 3 Kindern unter 7 Jahren die Milch zum Vorzugspreise
von 16 Pfg. abgegeben. Zur Kontrolle wurden Milchkarten gedruckt, die
einen Monat gelten sollten und entsprechend den Monatsdaten fortlau-
send nummerierte Abschnitte trugen; jedes Kind unter 7 Jahren sollte
eine solche Karte bekommen. Der gegenüber dem Höchstpreis entstehende
Unterschiedsbetrag sollte aus dem Mehlkonto gedecht werden. Ausgege-
ben wurden im Februar 585 solche Karten, im März 753, im April 723,
im Mai 834, im Juli 912 bis zur Höchstziffer von 1000 im September,
sodaß der Stadt eine Ausgabe bis zu 600 41 monatlich erwuchs.
Neben diesen WMengen sollte noch besondere „Kindermilch“ von St.
Georg abgegeben werden, doch waren die nötigen Maschinen nicht recht-
zeitig zu erhalten, sodaß die Lieferung erst im November 1916 begonnen
werden konnte.
Allmählich krat nun eine Entwicklung ein, die niemand hatte vorher-
sehen können: der Milchverbrauch nahm nämlich überraschend schnell zu,
je schwieriger sich die Lebensverhältnisse sonst gestalteken, während die
Milcheinlieferung in die Molkerei ebenso schnell zurüchging:; bei dieser
letzteren Erscheinung mag die Höchstpreisverordnung vom Herbst 1915
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