Gleichzeitig — im April 1917 — erging eine Verordnung der RFe.,
wonach die Molkerei Stolp täglich 1000 1 Vollmilch nach Berlin liefern
sollte. Nun wurde von der Preisprüfungsstelle eine Preiserhöhung auf
30 Pfg. vorgeschlagen. Dagegen empörte sich der Kriegsausschuß für
Konsumenteninteressen, der hinter dieser Erhöhung die Molkerei vermu-
tete, die auch für die Stolper Lieferungen den Berliner Preis erzielen
wolle, aber schließlich setzte der Magistrat doch 30 Dfg. fest mit der
Begründung, daß im Hinblick auf die immer stärker steigenden Unkosten
die Molkerei eine Spanne von 6 DPfg. zwischen Erzeuger- und Klein-
handelspreis verlangen müsse.
Trotz dieser Preiserhöhung kam aber immer weniger Milch. Am
16. 5. 17 wurde bestimmt, daß wegen des ständigen Milchmangels
von jeder 1 I1 übersteigenden Menge Magermilch K 1 gekürzt werden
müsse, und bereits 2 Tage später wurde die Kürzung noch wesentlich ver-
schärft: ein Ausweis über 4 1 wurde jeden 4. Tag, einer über 4 1 jeden
3.Tag, einer über & 1 jeden 2. Tag um 4 1 gekürzt. Wenige Wochen
vorher war zwar eine Verordnung erschienen, die die Selbstversorger ver-
pflichtete, ihre Milcher zeugung, soweit sie die zuständigen Mengen über-
stieg, abzuliefern. Damit war aber nur erreicht, daß die Polizeibeamten
bei jedem Kuhhalter über Personen- und Kuhzahl, erzielte Milchmenge,
Verbrauch und Abgabe eine Liste aufstellen und deren Führung beauf-
sichtigen mußten, bei einer Kuhzahl von 466, von denen 34 im Besiß von
Leuten waren, die nur eine Kuh hielten, immerhin eine ganz bedeutende
Mehrarbeit. Die Milchknappheit wurde dadurch aber nicht im minde-
sten beeinflußt.
Der Höchstpreis stieg bis zum September 1917 auf 38 Pfg. je 1 mol-
kereimäßig behandelte, auf 36 für nicht behandelte Milch.
Mitten unter allen diesen Schwierigkeiten mußte die bürokratische
Seite der Frage noch besonders sorgfältig behandelt werden. Die Stadt
hatte die Verpflichtung, der PFe. monatlich einen genauen Bericht über
Milchzufuhr und Wilchverwendung zu erstatten, und dabei kam es
dauernd zu Unstimmigkeiten. Die P'#Fe. hatte ein deutliches Interesse
daran, einen Vollmilchüberschuß herauszurechnen, weil der ja bei der
Butterversorgung mit in Ansatz gebracht wurde, während die Stadt be-
greiflicherweise den entgegengesehten Standpunkt vertreten mußte und die
Berechnung der PDFe. anfocht. Mindestens einmal hat dabei die Molke-
rei im Gegensatz zu der P#Fe. unter Zergliederung der Gesamtzahlen den
Nachweis erbracht, daß in einem Monat über mehr als 20 000 I die
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