Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zwanzigster Jahrgang. 1879. (20)

10. Schweden und Norwegen. 
18. Jannar. (Schweden.) Eröffnung des Reichstags. Thron- 
rede des Königs. 
Die Thronrede enthält sehr wenig tröstliches; denn daß die Ar- 
beiten für die Vorbereitungen von Gesehesvorschlägen ihren ruhigen Gang 
gehen, versteht sich in jedem wohlgeordneten Staate von selbst und bedurfte 
einer besonderen Erwähnung; dasselbe gilt von der Förderung des Volks- 
schulwesens, für welches keineswegs im verflossenen Jahre vorzugsweise viel 
geschehen ist. Von der Kirchenversammlung aber ist wenig Rühmens zu 
machen; sie hielt sich auf einem so orthodoxen, exclusiven Standpunkt, daß 
der durch sie gestiftete Nutzen sehr zweifelhaft ist. Begüglich der finanziellen 
Seite der Thronrede, der ökonomischen Bedrängniß und der Mittel zu deren 
Abhilfe, muß die von dem König borgeichlagene So ung der Branntwein- 
abgabe und des Zolls auf Tabak, Kaffee er 5 bed enklich er- 
scheinen. Es handelt sch näulch darum, r dude sfall von 6 ½ Mill. 
Kronen in den Staatseinnahmen zu decken, und dieß will ndo dadurch er- 
reichen, daß man die Abgabe von der Branntweinproduction und den Zoll 
auf #bbar um 50 Proc. erhöht, abgesehen von anderen kleinen Erhöhungen. 
Nun ist schon in dem vorigen Jahre bei der verhältnißmäßig niedrigen Ab- 
gabe eine Mindereinnahme bei der Branntweinproduction von 300,000 
Kronen erzielt worden. Eine Erhöhung der Abgabe dürfte also höchstens 
eine Einschränkung des Consums bewirken, was in anderen Beziehungen sehr 
wünschenswerth wäre, von der Regierung aber sicherlich nicht bezweckt wird. 
3. Februar. (Norwegen.) Eröffnung des Storthings. Thron- 
rede des Königs. 
Nach derselben verliest der Staatsminister Stang einen Bericht über 
den Zustand des Reiches im verflossenen Jahre, der äußerst wenig fröslich es 
enthält. Das Budget weist ein Teficit von 4,400,000 Kronen auf, welche 
durch eine Einkommensteuer nach dem Vorschlage der Negierung gedeckt wer- 
den sollen. Das würde also eine Steuerauflage von etwa 2 Kronen aur 
jeden Kopf der Bevölkerung sein, unter den jetzigen Vachslnist gewi 
Nußerordenliich drückend. Und dabei hat man noch gar in Betracht gezogen, 
daß sich für das laufende Finanzjahr eine bedeutende Unterbilanz ergeben 
wird, trotz der Stenererhöhungen vom vorigen Jahre. 
27. März. (Schweden.) I. u. II. Kammer: Bis jetzt kann 
eine gesetzlich giltige Ehe nur von denen geschlossen werden, die auf 
 
	        
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