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Auch in den militärischen Kreisen konnte man dieser Arbeit
eine gewisse Bedeutung nicht absprechen, wenn gleich jeder er-
fahrene Offizier über den praktischen Werth der gemachten Vor-
schläge keinen Augenblick zweifelhaft sein konnte. Man durfte
sich nicht verhehlen, daß die Baron Closen'sche Schrift, welche
sich auf die ganz ähnlichen Vorschläge des Wehr-Ausschusses der
Paulskirche stützt, in dem Volke die Meinung hervorrufen könnte,
daß sowohl die bestehende, als jede andere Kriegs-Verfassung,
welche höhere Mittel als die bisherigen fordert, eine fehlerhafte
und verschwenderische sei.
Daher schien es Pflicht ungegründeten Besorgnissen ent-
gegen zu wirken, und die in den militärischen Verhältnissen
nicht Bewanderten über die Irrthümer des Verfassers aufzu-
klären; eine Aufgabe der sich zunächst nur ein Offizier unter-
ziehen konnte.
Allerdings waren die Zeitverhältuisse einer solchen Arbeit
damals nicht günstig; denn die um jene Zeit mit dem Heere
nach Hessen oder an die Nordgränze des Landes beorderten Offi-
ziere konnten hiezu keine Muße finden. Als aber später der
größte Theil der Truppen wieder in die Garnisonen zurückkehrte,
und die Zeit zu literarischer Thätigkeit wieder gegeben war,
durfte einer Würdigung der in Frage stehenden Schrift entgegen
gesehen werden.
Nachdem nun aber auch bis jetzt diese Erwartung unerfüllt
geblieben ist, so glaubte der Verfasser dieser Blätter, weil er
von der Nützlichkeit einer solchen Beleuchtung lebhaft durchdrun-
gen ist, sich selbst dieser Aufgabe unterziehen zu sollen.
Den Standpunkt, welchen er hiebei einnimmt, zu bezeichnen,
bemerkt er, daß er weder berufen sein noch beabsichtigen kann,
die ministeriellen Forderungen zu vertheidigen, vielmehr sich mit
Ziffern nicht viel zu befassen gedenkt. Auch glaubt er erwähnen
zu müssen, daß er bei aller Anhänglichkeit an die militärischen
Einrichtungen seines Vaterlaudes, die er in einer vieljährigen
Dienstzeit zu würdigen Gelegerheit fand, und die sich noch in
der jüngsten Zeit vollständig bewährt haben, weder befangen ge-