Full text: Hindenburg, Erzberger, Kapp

Da erhebt sich als Anwalt der deutschen Nation der 
Berliner Geschichtsprofessor, der auf Treitschkes Katheder 
lehrt, Dietrich Schäfer. Eben erst hat Bernstorff zugeben 
müssen, daß auch nach seinen Berichten Wilson jüngst tat- 
sächlich gesagt babe, Amerika wäre mit Deutschland „auf 
jjeden Fall“ zum Kriege gekommen. Nun stellt Geheim- 
rat Schäfer fest, daß zu einem Zeitpunkte, wo die Tauchboot- 
note noch nicht nach Amerika gelangt und dort auch niemand 
bekannt war, Wilson uns bereits die Pistole auf die Brust 
gesetzt hatte: er forderte von uns das Zugeständnis eines 
selbständigen „vereinigten“ Polenreiches 
mit einem Korridor zum Meer hin, also die 
schließlich auch erfolgte Zerschlagung Deutschlands. 
So sah der amerikanische Makler aus: gerissen, ver- 
schlagen, heuchlerisch und dann, sobald die Dinge gereift 
waren, von offener Brutalität. Der deutsche aber war 
sanften und ehrlichen Gemütes und sah voll inniger Ver- 
klärung seinem großen Wilson in die treuen Augen. Nicht 
Bethmann, nicht Wilhelm II., nicht Ludendorff haben den 
Frieden „sabotiert“, sondern seine Möglichkeit bestand nur in 
der glücklichen Phantasie des betrogenen Bernstorff und in 
den haßgetrübten Augen unserer innerdeutschen Feinde des 
Kaiserreiches. 
„Glauben Sie, Herr Graf?“ 
23. Oktober. 
Der Onkel aus Amerika ist da. 
Das ganze Dorf sitzt beieiwander im Kretscham — wollte 
sagen im Ausschußsaal 1 — und starrt, die Köpfe tief über den 
Wirtstisch vorgestreckt, dem Heimgebehrten ins Gesicht. Er 
— 12 —
	        
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