Full text: Deutsches Kriegszustandsrecht.

89. 117 
Pr GGVG. im Falle des Reichs kriegszustandes keine 
Anwendung (val. OL. Dile 9. September 
1915 S. 49/15, L3. 1915 S. 1395 . A. OLG. 
Celle vom 9. März 1915, JW. 1915 S. 'f. Dötr. 
1915 S. 265 f.), so daß in Preußen nicht das Kammer- 
gericht, sondern die einzelnen Oberlandesgerichte in Be- 
schwerdesachen zuständig find. Daran vermag die Natur 
des § Ob als eines Blankettgesetzes nichts zu ändern, da die 
Anordnungen des Militärbefehlshabers wegen der aus 
Reichsrecht entfließenden Befugnis zu ihrem Erlaß 
reichsrechtliche Vorschriften auße Geltung zu setzen ver- 
mögen. 
b) 8 9 ist auch dann anzuwenden, wenn zu der auf 
Grund dieser Norm erlassenen Anordnung ein neues Gesetz 
oder eine neue Verordnung auf anderer gesetzlicher Grund- 
lage und zu einem anderen Zwecke hinzutreten, die die 
gleiche Angelegenheit regeln, aber eine mildere Straf- 
drohung enthalten, gleichgültig ob es sich um Reichs= oder 
Landesrecht handelt (vgl. RG. vom 7. Mai 1915, DJ3Z. 
1915· S. 924; vom 8. Juni 1915, Recht 1915 S. 201 
Nr. 682; BayObe. JWMVBl. 1915 S. 378). 
c) Wird eine Anordnung des Militärbefehlshabers vor 
Aburteilung ihrer Übertretung aufgehoben, so kann keine 
Verurteilung mehr erfolgen, weil der Militärbefehlshaber 
seine Meinung über die Straftarret der bisher pönalifierten 
Handlung geändert hat (a. A. RE. Recht 1915 S. 346, 
347 Nr. 566, 572; vom 28. Februar 1916 III 32/16, 28. 
1916 S. 684: vom 28. Februar 1916 III 508/16, L3. 
1916 S. 684, Recht 1916 S. 239 Nr. 488; BayO##. vom 
24. Juni 1915, Beibl. J„MBl. 1915 S. 242; vom 
20. Oktober 1915; ebenda S. 378/379, letteres in- 
konsequent!). Gegen die herrschende Lehre schon Kohl- 
rausch, 8SStrW. XXIII S. 61 Nr. 617, der mit Recht 
die Meinung des R . und der herrschenden Lehre als 
formalistisch und an Außerlichkeiten haftend bezeichnet; wie 
bier uchis schon Neumann, Das Blankostrafgesetz, 1908, 
S. Kä Eit- Die Anwendung des Strafgesetz- 
*n Sael S. 151, Frank in JW. 1916 S. 209 
nm 
 
	        
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