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Sie kamen in Tribur am Rhein zusammen, während Heinrich im
gegenüberliegenden Oppenheim verweilte, und machten ihren ferneren
Gehorsam abhängig von der Lösung vom Banne. Auch in Sachsen
regte es sich natürlich wieder. Markgraf Dedi hatte einen Bruder gehabt,
den schon erwähnten Grafen Gero von Brehna und Camburg. Dessen bei-
den Söhne Dietrich und Wilhelm, die verarmt waren und kein besonderes
Ansehen genossen, hatten sich an dem sächsischen Aufstand des Jahres
1075 beteiligt und waren dann nach dessen Mißlingen über die Elbe
zu den Liutizen geflohen. Die wachsende Unzufriedenheit im Sachsen-
lande mit der harten Herrschaft des Königs, namentlich der Haß gegen
die königlichen Steuerbeamten, gab ihnen den Mut, nach Sachsen
zurückzukehren und da gegen die Besatzungen und Beamten des Königs
einen erfolgreichen Freibeuterkrieg zu führen, der mit dem wachsenden
Glück ihnen bald auch Scharen unternehmungslustiger Gesellen zubrachte
Kund sie so zu Herren eines nicht zu unterschätzenden Heeres machte.
So auch von dieser Seite her bedrängt, entließ der König seine säch-
sischen Gefangenen unter der Bedingung, ihm wider die wettinischen
Brüder und ihren Aufstand Hilfe zu leisten. Aber die Begnadigten
zögerten nicht, mit den Ausständischen gemeinsame Sache zu machen;
der einzige Bundesgenosse, der zu ihm stieß, war Wratislav von
Böhmen, und da auch Ekbert II. von Meißen sich zu den Feinden
des Königs hielt, gab dieser nunmehr auch Meißen an ihn. Doch
konnte sich Wratislav da nicht halten, namentlich da die Brüder
Dietrich und Wilhelm mit überlegener Macht den König zum Rück-
zuge gezwungen hatten; sie würden ihn vielleicht sogar übermannt
und getötet haben, wenn nicht die durch Regengüsse angeschwollene
Mulde sie am libergang über den Fluß gehindert hätte.
Es kamen jene Tage unauslöschlicher Schande für König Hein-
rich, die er als Büßender in dem Mauerhofe von Canossa, mit In-
grimm auf die Lösung vom Banne harrend, verbrachte. Diese ward
ihm zwar, aber die deutschen Fürsten kehrten sich nicht daran, und auf
dem Tage von Forchheim, am 15. März 1077, sprachen sie Heinrichs
Absetzung aus und wählten dessen Schwager, den Herzog Rudolf von
Schwaben, zum Könige. Unter den Anhängern des neuen Königs
befanden sich zu Forchheim auch Markgraf Ekbert II. und die Bischöfe
Benno von Meißen und Werner von Merseburg. Als dann Heinrich