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Stauffen, und nicht der von Kaiser Heinrich, der unterdessen nach Deutsch-
land unverrichteter Sache zurückgekehrt war, eingesetzte Lothar von
Hochstaden. Aber nicht lange erfreute er sich der neuen Würde. Im
Lütticher Domstift wurde er am 24. November 1192 ermordet, und
zwar von drei deutschen Rittern. Daß diese blutige That von Lothar
von Hochstaden ausgegangen sei und der Kaiser hinter diesem stecke,
war allgemeine Ansicht. Die Mitschuld des Kaisers, der sich freilich
durch einen Eid von dieser Anklage zu reinigen suchte, wurde dann
auch dadurch wahrscheinlich gemacht, daß er nichts that, um die Mör-
der zu verfolgen und zur Bestrafung heranzuziehen. Gleichzeitig ver-
feindete sich Heinrich VI. mit dem Könige Knud VI. von Dänemark,
der mit dem Landgrafen von Thüringen verschwägert war. So bildete
sich unter der Leitung des Erzbischofs Konrad von Mainz eine weit-
verzweigte Fürstenverschwörung, der die Brabanter Fürsten, die Welfen,
Hermann von Thüringen, Albrecht von Meißen und sein Schwager
Ottokar von Böhmen, der Gemahl seiner Schwester Adela, beitraten,
während kurz vor diesen Ereignissen der alte und ergebene Freund
des kaiserlichen und treue Verwandte des wettinischen Hauses, Erz-
bischof Wichmann von Magdeburg, am 25. August 1192 gestorben
war. Hinter der großen Fürstenkoalition aber stand Papst Cölestin III.
und die Kirche mit ihren Machtmitteln, um den Widerstand gegen die
Kaisergewalt zu schüren und den Sieger mit ihren Gnadenbezeugungen
zu belohnen. Und dabei schien es mit der Herrschaft auf Sizilien
vorbei, ebenso in Oberitalien; England stand auf Seite der Welfen,
Dänemark war zum Feinde gemacht — allein die stauffische Haus-
macht blieb dem bedrängten Kaiser und diese, so ansehnlich sie war,
war doch dem Ansturm so vieler Feinde nicht gewachsen. Da legte
sich Heinrich auf diplomatische Verhandlungen; er erschien selbst in
Sachsen und hielt einen Reichstag zu Nordhausen ab. Die Nachricht
von der bevorstehenden persönlichen Gegenwart des Kaisers hatte den
unstäten Albrecht wieder von der Verschwörung abgebracht; als der
Kaiser durch Thüringen auf Nordhausen zog, bezeugte ihm Albrecht
seine treue Gesinnung dadurch, daß er den Landgrafen Hermann eines
Anschlages gegen des Kaisers Leben anklagte. Der Kaiser lud diesen
darum nach Nordhausen, und Hermann war gewillt, seine Unschuld
dort durch einen Zweikampf mit Albrecht zu erhärten, als Herzog Bern-