Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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dieses Flusses angesiedelten den Namen Milzener in der heutigen 
Oberlausitz, d. h. Anwohner seichter Gewässer, und den Namen Lusizer, 
d. h. Sumpfbewohner, in der Niederlausitz. Jede Supanie, die etwa 
15—20 Dörfer und mehr umfassen mochte, suchte sich einen militäri- 
schen Mittelpunkt zu schaffen, d. h. einen gesicherten Platz, in dem man 
in Kriegszeiten die bewegliche Habe in Sicherheit bringen und sich 
selbst bergen konnte. Auf Hügeln oder in sumpfiger Ebene angelegt, 
blieben diese durch Pallisaden oder auch durch Mauern geschützten Erdwerke 
unbewohnt; nur eine Wache befand sich darin. Eine solche Befestigung 
hieß grad oder grod. Oft bildete sich am Fuße der sicheren Stätte 
eine Niederlassung, die dann podgrad hieß. An Namen wie Groitzsch 
und Baderitz (bei Döbeln), das urkundlich noch als Podegraditz er- 
scheint, lassen sich solche Siedelungen erkennen, die dann zugleich darauf 
hindeuten, daß man es mit dem Mittelpunkte einer Supanie zu thun hat. 
Kultur der Sorben. 
Die Hauptbeschäftigung der Sorben bildete der Ackerbau, der mit 
dem leichten hölzernen Pfluge, von Pferd oder Stier gezogen, betrieben 
wurde. Da dieser Pflug nur für die Aufbrechung leichten Bodens ge- 
eignet war, so blieben die Slaven dem steinigen, schwerer zu bebauenden 
Boden des Gebirges fern, um so mehr, als sie da umfängliche Rodungen 
hätten vornehmen müssen. Von den zum häuslichen oder Baubedarf 
niedergeschlagenen Stämmen ließen sie die Wurzeln und Stumpfe 
ruhig stehen, ganz im Unterschiede von den später wieder zurückflutenden 
Deutschen, die das Land nicht nur mit dem Schwerte, sondern auch 
durch die von nerviger Faust geführte eiserne Pflugschar und die Rode- 
hacke eroberten. An Getreide bauten die Sorben, auch Sorbenwenden ge- 
nannt die jetzt noch in unseren Gegenden gebräuchlichen Arten: Roggen, 
Weizen, Gerste, Hafer. Gemäht wurde mit der Sichel, auf der Tenne 
unter freiem Himmel die Frucht ausgedroschen und auf Handmühlen 
gemahlen. Die Steine hierzu brach man mit eisernen Werkzeugen, 
und nach dem Worte für Mühlstein Zernov haben noch heute Orte 
wie Sörnzig, Sornzig, Sornitz u. s. w., ihren Namen. Auch Hülsen- 
früchte und Rüben, Hopfen, Hanf und Flachs wurden angebaut. 
Dagegen war die Obsizucht mangelhaft und der Wein wurde erst
	        
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