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Heinrich der Erlauchte.
Dietrichs des Bedrängten Schwager, der Landgraf Ludwig von
Thüringen, weilte gerade bei seinem Freunde, dem Grafen Poppo von
Henneberg, als er die Nachricht von dem Tode des Markgrafen erhielt.
Sofort eilte er zu seiner Schwester Jutta, um ihr in allen Dingen
beizustehen; auch Papst Honorius III. nahm sie durch ein Brere
vom 8. Juni 1221 in seinen apostolischen Schutz. Ludwig über-
nahm mit der Mutter gemeinsam die Vormundschaft über den Knaben
Heinrich und ließ sich sowohl als Vormund, als auch, für den Todes-
fall seines Mündels, als dessen Nachfolger huldigen. Kaiser Fried=
rich II. bestätigte die Vormundschaft, die übrigens einem Wunsche
Dietrichs entsprach, ohne weiteres, dagegen die Erbhuldigung erst nach
längerem Zögern; er knüpfte daran die Forderung, daß sich Ludwig
zur Teilnahme am Kreuzzuge verpflichten sollte 1227 ist dann die
Anerkennungsurkunde auch dem Sohne Ludwigs, dem damals noch
unmündigen Hermann, erneut erteilt worden. Der Landgraf nahm
sich seiner Aufgabe mit großem Eifer und großer Gewissenhaftigkeit
an. Das ganze Jahr 1221 verbrachte er in Meißen und dann nach
kurzem Aufenthalte in Thüringen, während dessen ihm seine Gattin,
die heilige Elisabeth, den ersten Sohn Hermann gebar, wieder einen
großen Teil des Jahres 1222. Eine Fehde mit dem Grafen Her-
mann von Orlamünde rief ihn dann zurück; er verwüstete dessen
Gebiet und baute zu dessen Beobachtung und ständiger Bedrohung
die Burg Schauenforst zwischen Orlamünde und Rudolstadt. Dann
begab er sich am Michaelistage desselben Jahres zu den Eltern seiner
jungen Frau mit dieser zu Besuch. Sie war, wie schon früher er-
wähnt worden ist, eine Urenkelin des Grafen Dedo des Feisten von
Rochlitz, dessen Enkelin Gertrud an den König Andreas von Ungarn
verheiratet gewesen war.
Ludwig hat, wie von allen Annalisten jener Zeit gerühmt wird,
den Vorteil seines Mündels aufs beste vertreten, namentlich auch
den Landfrieden aufrecht erhalten. Der Kampf der gegen Dietrich
aufständisch gewesenen Adeligen nahm mit Ludwigs Erscheinen ein
Ende. Doch schien alsbald ein anderer Kampf bevorzustehen. Der
Merseburger Bischof Ekkehard nämlich verlangte Anteil an der Vor-