Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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wußte den Kaplan des Abtes, Thiemo von Colditz, zu gewinnen, daß 
ihm dieser die betreffende Urkunde auslieferte; ihm nämlich hatte der 
Abt den Schlüssel zu der Kiste anvertraut, in der das wichtige Per- 
gament aufbewahrt lag. Ohne viel Besinnen warf der Bischof die 
Urkunde in die Flammen. Mit Hilfe desselben Thiemo, dem der nach 
Ron gereiste Abt die Verwaltung des Klosters Überlassen hatte, wurden 
zwei Wagenladungen von allerhand Wertgegenständen des Klosters 
nach Merseburg gefahren, die jedoch der Bischof später wieder heraus- 
geben mußte. Der Streit währte ohne Entscheidung bis zum Tode 
des Bischofs Eberhard. Jener Thiemo aber, der seiner Verräterei 
wegen vom Abte aus seiner Stellung entfernt worden war, ließ durch 
seinen Bruder Heinrich den Abt gefangen nehmen und drei Tage lang 
abscheulich behandeln, ohne daß der Abt zur Wiedereinsetzung des 
Treulosen bewogen werden konnte. Dies war jedoch nicht das einzige 
räudige Schaf in Siegfrieds Herde. Es hatte sich eine ganze Ver- 
schwörung gebildet; deren Teilnehmer nahmen alle Lebensmittel des 
Klosters mit sich und verschanzten sich in einem nicht weit vom Kloster 
gelegenen Hause. Daraufhin rief der Abt den Vogt des Klosters, 
Friedrich von Groitzsch, zu Hilfe und dieser vertrieb die aufrührerischen 
Mönche, die sogar bewaffnete Mannschaft gedungen hatten. Diese 
aber bestand meist aus Leuten Friedrichs und sie verließen auf dessen 
Geheiß das feste Haus. Abgesehen von diesen hat Abt Siegfrich 
sechsundzwanzig seiner Mönche wegen verschiedener Ursachen aus dem 
Kloster stoßen müssen. Der Haß gegen ihn bewies sich in mehreren 
Vergiftungsversuchen, deren einem er fast erlegen wäre. Sein Bruder 
aber, Heinrich von Rekkin, und sechs andere, die von der gleichen 
Speise genossen hatten, starben. — Ahnliche Vorgänge werden von dem 
Kloster Zschillen (Wechselburg) berichtet. Die dortigen Mönche, die 
der Reform sehr bedürftig waren, sträubten sich nicht nur gegen eine 
solche mit Hand und Fuß, sondern begingen auch gegen Abt und Prior 
Gewaltthätigkeiten. Infolgedessen überwies der Bischof von Meißen 
1289 das Kloster den Deutschherren. 
Es ist schon früher bei Gelegenheit des Auftretens Konrads von Mar- 
burg von den neuen Sektenbildungen die Rede gewesen und von den Ketzer- 
verfolgungen, die als ein ganz untrüglicher Beweis für die sich mindernde 
Anziehungskraft der Kirche anzusehen sind. Hierzu gehören die Flagel-
	        
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