Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

liche Schikanen klagten, so wurde man von den reaktionären Be- 
strebungen des Ministeriums noch mehr überzeugt und immer 
mehr festigte sich an der Hand von allerlei unheimlichen Gerüchten 
die Überzeugung, daß man regierungsseitig die katholische Propa- 
ganda fördere. 
Für den 12. Aug. 1845 war eine Revue der Leipziger 
Kommunalgarden durch den Prinzen Johann, den Oberkomman- 
danten sämtlicher sächsischer Kommunalgarden, angesagt. In 
diesen Kreisen erinnerte man sich mit Mißvergnügen des auf 
dem Landtage von 1839/40 von der Regierung gemachten Vor- 
schlags, der die Kommunalgarden zu einer Art Polizeiorgan machen 
und die Selbstwahl der Offiziere einzuschränken strebte, und des 
damals recht überflüssigen Drohwortes des Kriegsministers von 
Nostitz-Wallwitz, wenn in Sachsen je wieder unruhige Bewegungen 
entstehen sollten, so werde die Regierung die Kraft haben, sie 
zu zermalmen. Weiterhin knüpften sich gerade an die Persönlich- 
keit des Prinzen Johann alle jene Gerüchte von heimlichen katho- 
lischen Umtrieben, obwohl seine maßvolle Haltung in der ersten 
Kammer bei allen kirchlichen Fragen, z. B. bei der vorerwähnten 
der Kniebeugung, die Leute eines Besseren hätte belehren sollen. 
Als nun die angesagte Revue stattfand, machte sich die herr- 
schende Stimmung in ungebührlichen Zurufen aus dem zuschauen- 
den Publikum Luft, vor allem aber fiel auf, wie wenige der 
Gardisten in das von dem Kommandanten auf den Prinzen aus- 
gebrachte Hoch einstimmten. Für den Abend hatte der Prinz 
die Spitzen der Behörden nach dem am Roßplatz gelegenen Hotel 
de Prusse geladen, wo man sich in einem vom Platze nach einem 
Seitengäßchen zu abgelegenen Gartensalon zusammenfand. Auf 
dem Platze sammelte sich nun ein Volkshaufen, der von wüstem 
Toben und Pfeifen überging zum Gesang des alten Lutherliedes 
„Ein' feste Burg ist unser Gott“, dann Hochs ausbrachte auf 
Ronge und andere Führer des Deutschkatholizismus. Da die 
Polizeimannschaft nicht mehr zulangte, die Kommunalgarde aber 
herbeizuholen als untunlich betrachtet wurde wegen der bei der 
Revuc durchgemachten Strapazen, andererseits aber die Menge 
immer mehr gegen das Hotel drängte und es schon mit Stein-
	        
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