Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Ablieferung der Waffen, Räumung und Beseitigung der Barri- 
kaden, Wiederherstellung der Straßen und Schadenersatz durch 
die Stadt. Das Feuern sollte erst am folgenden Nachmittag 
2 Uhr wieder beginnen, wenn bis dahin eine endgültige Verein- 
barung nicht erzielt sei. Eine Antwort wurde darauf nicht erteilt. 
Die provisorische Regierung bereitete jedoch, während der eigent- 
liche Kampf schwieg, andere Kampfesweisen vor. In einem Hofe 
des Rathauses, in unmittelbarer Nähe der im Weiseritztale erbeuteten 
zwanzig Zentner Pulver, ließ der Hofkonzertmeister Röckel Pech 
sieden und Pechkränze herstellen, was auf dringende Vorstellungen 
des Rates dann wenigstens in einem anderen Hofe geschah. Damit 
wollte man bas Prinzenpalais am Taschenberge in Brand stecken 
in der Hoffnung, daß das Feuer vielleicht auch auf das königliche 
Schloß überspringen werde. Ließ man doch auch auf jener Seite 
das Schloß mit Spiritus und Terpentinöl mit einer Feuerspritze 
zur Vorbereitung besprengen! Bei dem Versuch, das Prinzenpalais 
in Brand zu stecken, war, wennschon mit ergebnislosem Eifer, der 
Hofkapellmeister Richard Wagner bemüht gewesen, der sich da- 
mals schon mit seinem Rienzi, dem Fliegenden Holländer und 
dem Tannhäuser die Bühne erobert hatte. Gegen das Schloß 
war aber ein wirklich gefährlicher Plan in Arbeit genommen 
worden. Bergleute waren nämlich Tag und Nacht am Werke, 
um einen Stollen bis unter das Schloß zu graben und es dann 
in die Luft zu sprengen. Aber da man gegnerischerseits auf 
derartige Dinge gefaßt war, so hatten die Pioniere im Schlosse 
die ganz in der Nähe in die Elbe einmündende Hauptschleuse 
abgedämmt und dadurch ersoff der Stollen. 
Mit der zunehmenden Gefahr wuchs natürlich beiderseits 
die Rücksichtslosigkeit. In der provisorischen Regierung trat 
Heubner gänzlich gegen Tzschirner und Bakunin zurück, denen 
weder an der Erhaltung von öffentlichen Gebäuden noch an der 
Sicherung von Privateigentum irgend etwas gelegen war. Da 
das Opernhaus nicht mehr zu halten war, steckten es die Auf- 
rührer, nachdem am frühen Morgen des 6. Mai, also eines 
Sonntags, der Kampf wieder begonnen hatte, gegen 7 Uhr in 
Brand. Der Wind trieb die Feuergarben aber nicht, wie man
	        
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