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Gleichzeitig war der Fürst von Hohenzollern nach Wien unterwegs,
um die dortige Regierung in Preußens Sinne zu lenken. Hier
aber teilte man die sächsische Auffassung durchaus, daß der Bund
nicht umgangen werden dürfe. Preußen gab nach und vereinigte
sich am 30. Nov. mit Osterreich dahin, gemeinschaftlich beim Bunde
einen Antrag auf Aufhebung der Exekution zu stellen; dieser
Schritt geschah am 1. Dez. Mit Bezug auf die Verweisung des
sächsischen Antrags an einen Ausschuß vom 29. Nov. äußerte
sich Bismarck zum Grafen Hohenthal: er werde keine Verschleppung
der Sache am Bundestage dulden, auch keinen ablehenden Be-
schluß; in beiden Fällen werde Preußen sofort zur Selbsthilfe
schreiten; für diesen Fall liege der Befehl an den preußischen
in Holstein kommandierenden General, den Prinzen Friedrich
Karl, bereits ausgefertigt vor. Am 5. Dez. beschloß der Bundes-
tag, die Exekution aufzuheben und ersuchte Sachsen, seine Kom-
missare und seine Truppen zurückzuziehen.
Sobald dieser Beschluß in Dresden bekannt geworden war,
erschien auch schon der preußische Gesandte v. d. Schulenburg-
Primern bei Beust und drang auf eine möglichst schnelle Aus-
führung. Gleichzeitig machte er eine Andeutung, daß die Stim-
mung der preußischen und namentlich der Berliner Bevölkerung
in so hohem Grade gegen Sachsen ausfgeregt sei, daß bei dem
Durchmarsche sächsischer Truppen unliebsame Kollisionen zu be-
fürchten seien. Da mit dieser Mitteilung die Berichte des säch-
sischen Gesandten in Berlin übereinstimmten, so beschloß der
König auf Anraten Beusts, die sächsischen Truppen, die ohne-
dies schon genug unter der politischen Lage zu leiden gehabt
hatten, nicht auch noch eventuellen Insulten auszusetzen, son-
dern sic ohne Berührung preußischen Gebietes über Harburg,
Eisenach und durch Bayern nach Hause zurückkehren zu lassen.
Preußischerseits wurde dieser Schritt als „Gereiztheit“ ausgelegt,
während er doch nur die natürliche Folge des gegebenen Winkes war.
Die braven Truppen hatten wenigstens die Genugtuung, allenthalben
mit großer Freundlichkeit und Begeisterung begrüßt zu werden.
Ganz besonders festlich war natürlich der Empfang in Dresden.
In dem am 17. Dez. ausgegebenen Tagesbefehle hieß es: „War