— 484 —
sicht über den ganzen Norden und Osten des Belagerungszirkels
in einer Ausdehnung von 8 Meilen zu führen. In einem Briefe
an den Vater vom 22. Nov. spricht er es selbst aus, daß ihm
hierbei in diesen Tagen etwas schwül zumute gewesen sei.
Am 29. Nov. kam aus dem Hauptquartier Nachricht von
einem gegen die Württemberger, also den äußersten linken Flügel
des Kronprinzen, sicher zu erwartenden Vorstoß. Dieser begann
um die Mitternacht zum 30. Nov. mit einer furchtbaren Kanonade
vom Mont Avron, der am weitesten nach Osten vorgeschobenen
Position; auf der ganzen Seite schlossen sich alsbald die Festungs-
batterien an. Während die Oberleitung in der Hand des Kron-
prinzen blieb — in dem Bericht an den König sagt er davon
in seiner scherzenden Weise: telegraphieren sei an diesem Tage
seine einzige Tätigkeit gewesen —, lag die Gefechtsleitung an
den bedrohten Stellen in den Händen des Prinzen Georg. An-
fänglich schien sich der feindliche Angriff auf den rechten Flügel
der Sachsen bei Chelles zu richten. Es zeigte sich dies aber als
bloße Demonstration; immerhin wurde dadurch der Hauptangriff
über Joinville und Brie auf Villiers und das südlich davon
gelegene Coeuilly so weit unterstützt, daß man ihm da nicht gleich
mit der vollen Macht begegnete. Trotzdem hielten die 48. säch-
sische Brigade unter der Leitung des Obersten von Abendroth
und die erste württembergische unter Generalmajor von Reitzenstein
tapfer stand, drängten sogar den Feind etwas zurück; ein gegen
Abend von diesem nochmals unternommener Vorstoß wurde durch
die inzwischen in Aktion getretene 47. Brigade und die Ar-
tillerie des XII. Korps zurückgeworfen. Damit war zwar der
beabsichtigte Durchbruch auf Meaux und Fontainebleau gescheitert.
Aber noch hielt sich der Feind in Brie und Champigny und
infolgedessen betrachtete man sich in Paris als den Sieger.
Es war darum die Absicht des Kronprinzen, gleich am näch-
sten Tage, am 1. Dez., den Angriff auf Brie und Champigny
durch den Prinzen Georg aufnehmen zu lassen. Auf den Rat
des Generals Fransecky jedoch, der es für besser hielt, erst die
beim Hauptquartier beantragten Verstärkungen abzuwarten und
bei Villiers die gewonnene Stellung durch einige Batterieein-