Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Ganze; Hofraithe, Garten, Feld, Wiese, Wald reihten sich im Zu— 
sammenhange aneinander, wenn auch die Reihenfolge dieser Theile des 
Ganzen in den einzelnen Fällen eine verschiedene war. 
In der Regel wurden die einzelnen Höfe innerhalb der Ge— 
meindeflur längs des Hauptweges mit entsprechendem Abstande an— 
einander gereiht, und da die Niederlassung vorwiegend in breiteren 
Thalmulden erfolgte, auf jeder Seite des Wasserlaufes in entsprechen— 
der Höhe über der Thalsohle ein Hauptweg geführt, längs dessen die 
Höfe erbaut wurden. Bei dieser Art von Ansiedelungen in den 
Thälern, wie sie im Erzgebirge die vorwiegende ist, lagen innerhalb 
der Waldungen, welche die die verschiedenen Thalgebiete trennenden 
Höhenrückenzüge bedeckten, die Grenzlinien zwischen den in gleicher 
oder ähnlicher Weise angeordneten Nachbargemeinden. 
Ein jeder der Höfe lag in seinem ein unzertrenntes Ganze 
bildenden Besitz. In der mehr oder weniger breiten Sohle der 
Thäler waren die Wiesen, weiter oben auf dem Abhange und dessen 
weniger steilen Fläche das Ackerfeld und auf dem Rande zwischen 
beiden der Hof mit seinen Gebäuden und dem Garten. Weiter auf- 
wärts lagen die Hutungen und oben auf der Höhe der Wald. 
Diese Art der Hufentheilung ist die im Erzgebirge bei seiner 
Besiedelung vorwiegende gewesen. Weniger gebräuchlich, aber doch 
auch vorkommend, ist die z. B. in Thüringen vorherrschende, mit der 
slavischen oder sorbenwendischen Hufeneintheilung im Grundgedanken 
übereinstimmende Hufengattung, bei welcher die Hufe aus einer großen 
Anzahl einzelner Ackerstücke besteht, welche durch die Feldflur der 
Dorfgemeinde verstreut liegen. Das gesammte Pflugland wird in 
eine Anzahl von Vierecken dergestalt getheilt, daß der Boden eines 
jeden dieser Vierecke von möglichst gleicher Beschaffenheit ist. Nun 
wird ein jedes dieser Vierecke in so viele Streifen (Gewende) zerlegt, 
als die Flur Hufen oder Höfe zählt, so daß eine Hufe wie die andere 
aus ganz gleichen Theilen zusammengesetzt ist. 
Die Wiesen werden auch bei dieser Hufengattung besonders ver— 
theilt. In der Regel erhielt eine jede Hufe Wiesenantheile in den 
drei schon im frühesten Mittelalter unterschiedenen Wiesenlagen, und 
zwar Thalwiesen (Bewässerungswiesen), Wiesen an den Hängen (Thal- 
hängen) und Bergwiesen (Höhenwiesen). 
Jede aus dieser Hufengattung bestehende Dorfflur bildet eben- 
falls ein geschlossenes Ganze; die Hufe ist sogar vollständiger ab- 
geschlossen, wie bei der ersten Hufengattung, denn jedes neugerodete 
Stück Land liegt außerhalb der Hufe. Daher kommen neben der 
Hufe häufig noch einzelne Acker vor, besonders dann, wenn der Wald 
ursprünglich geschlossenes Gemeindeeigenthum war. — Die zu dieser
	        
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